4.-7. Sep. 2019 New Delhi

zum vorherigen post
zum Inhaltsverzeichnis

Mittwoch, 4. Sept. 2019 Delhi


Habe als Unterkunft am Ende der "Main Bazar Rd."  per Zufall einen Hostel mit Schlafsaal gefunden . Teile diesen zur Zeit mit einem Inder und einem Japaner.

...bin ich nach dem Flug gleich wieder mal ohne Schlaf aufgebrochen.
Die ersten paar Stunden Delhi hing ich dann noch ziemlich durch. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit lies erstmal alle Sachen ankleben. ( So hab ich mir heute in 12h Fußmarsch einen ziemlichen Wolf gelaufen und die feuchten Füße haben auch schon die ersten gefürchteten Blasen)

Noch verschlafen Lastenträger die morgendlichen Stunden auf Ihren Karren. Andere haben wenigstens ein Bett auf der Straße.





Meine  "Main Bazar RD", im Hintergrund Delhis Hauptbahnhof
                            Meine  "Main Bazar Rd", im Hintergrund Delhis Hauptbahnhof

und so sieht es vor meinem Hostel auf der  "Main Bazar Rd" aus




Habe schon   ein erstes   Slums entdeckt und dort blieb ich auch den Großteil des ersten Tages. Zwischen Müllbergen versuchen die Bewohner sich mit dem Sammeln von recyclebarem  am Leben zu erhalten. 


Schwärme von Fliegen zwischen all dem Müll setzen besonders den kleinen Kindern zu. Und trotzdem gibt es auch hier sowas wie eine kleine Infrastruktur und der abenteuerlich angezapfte Strom läßt lebensgefährliche Ventilatoren  unter den Planen dröhne.




Da ich mich aber von allen nicht abhalten lassen, sitze ich bald mit  den Hütten und bekomme Zuckerwasser in recycelten Plastikbechern zum trinken angeboten.  Bin  eigentlich zuversichtlich, dass meine Verdauung meinen Leichtsinn ausbügeln kann.  Was soll ich weiter schreiben, schaut die freundlichen Bilder an.
Die heiligen (?) Männer des  Slums haben mich später zu sich geholt und als "Begrüßung" ging die Cannabis Tüte von Mann zu Mann.

Innerhalb 15 Minuten war die Gruppe so etwas von High, selbst der Älteste, bestimmt über 80 lies sich nicht lumpen. Je mehr sie zugedröhnt waren, desto  leichter wurde es mir, mich vom rauchen zu drücken, aber die Dampfwolken sind mir dann doch etwas in den Kopf gestiegen.


Der eine kam dann auf die Idee sich den Augapfel mit einem Messer
heraus zu drücken.


Das war aber auch paar anderen zu viel.

Etwas betütelt bin ich weiter in das benachbarte  Slum gezogen. Hier versucht man sich schon mit Näharbeitenam Leben zu halten..
Hatte nicht ein einziges mal irgendwelche Angst und so sind schon heute fast 300 unglaubliche Bilder entstanden.
Zurück auf der westlichen Seite des Yamuna rivers bin ich nochmal zum Verbrenungsgath  Delhis gelaufen.
Bei den zig in den Himmel steigenden Rauchsäulen der öffentlichen Verbrennungen ist das Krematorium  selbst zwischen  den Häusern nicht zu verfehlen.
Den Rückweg nach Neu Delhi konnte ich, da ich so etwas von Wund war, kaum  noch richtig laufen. Morgen  muss ich unbedingt kürzer treten.
Nach meinen derzeitiger Plan werde ich nun doch erst in 3 Tagen in den Himalaya aufbrechen.

PS: bin glücklicher Besitzer einer eigenen Sim Karte mit 1.5GB Datenvolumen !! pro Tag !!, auch wenn sie fast das doppelte  vom normalen Preis gekostet hat... eigentlich bekommen nur Inder mit einer festen Adresse eine Sim Karte, das scheint sich aber zu lockern..
Ist inzwischen schon wieder kurz vor  Mitternacht. Die Blogbilder müssen warten. Ich treffe kaum noch die Buchstaben auf dem Tablet aber ich bin wenigsten online...

5.Sept.

Um  acht war ich dann doch der erste der aufgestanden ist. Bei dem Preis fürs Bett ist sogar noch das  Frühstück  dabei. Habe mich heute entschlossen, noch paar Metro Stationen weiter als gestern zu fahren.

Vor paar Monaten ist in den Hüttensiedlung an der Zugstecke ein Feuer ausgebrochen und hatte große Teile des Slums zerstört. Selbst Kinder sind in den Flammen mit umgekommen. Aber der Müll Delhis hat fast alles, was diese Menschen zum Leben brauchen und so leben schon wieder zehntausende unter der Hochbahn.

Von der Stadt stehen paar Toilettenwagen am Rand
und eine Hilfsorganisation hat 2..3 Brunnen schlagen lassen. Selbst Händler haben das Slum als Markt erkannt und so werden stinkende Fischabfälle noch weiter verkauft.

Die Hütten stehen dicht am dicht und die Kloake bahnt sich dazwischen einen Weg. Nach paar Minuten hängen die Kinder wie Kletten an mir und die kleinen Hände krallen sich an jeden meiner Finger.




Offene Hautkrankheiten sind ein großes Problem und die Kopfläuse werden wohl rigoros mit Kalk behandelt.
Ich steife fast den halben Tag unter den Säulen der Metro zurück Richtung Innenstadt. Erst als ich vor Durst nicht mehr kann tauche ich wieder in die "Zivilisation " ein. In der klimatisierten Metro fahre ich zurück ins Hostel und nehme eine kalte Dusche.


Freitag , 6.Sep.
Gestern abend war ich noch allein im Schlafsaal und heute früh waren, ohne das ich aufgewacht bin waren alle 6 Betten besetzt. So eine Stadt zu  erlaufen ist schon richtig anstrengend dass selbst  nachts der Lärm der AirCon mich nicht mehr stört.
Muss mich heute endlich um meine Weiterfahrt kümmern. Es gibt zwar einen Direkt-Sleeper Bus bis nach Kashmir,  ich werde aber morgen  erst mal bis nach Shimla fahren. Wird also eine ähnliche Route wie 2015. Es ist ein normaler indischer Nacht Bus, ich werd's überlebenden.
Da ich die meisten Sehenswürdigkeiten Delhis schon  früher gesehen habe, bleibe ich gleich in der Nähe des Yamuna.
Neugierig , wie ich bin, sitze ich bald bei einer Bauernfamilie.
Eine Kuh, paar Ziegen und Hühner. Am Fluss gibt es etwas Gras für die Tiere. Die Tochter kann paar Brocken englisch und kaum 5 Minuten später gibt es die erste Runde Tee....
Das Ufer des Yamuna ist aber auch Rückzugsgebiet der Obdachlosen Männer die keinen Platz in den Slums finden. Überall liegen sie. Auf dem Betondeich oder unter den Bäumen. Eine große Wasserpipeline, die parallel des Flusses läuft hat aller paar Meter ein Leck und so  gibt es kostenlose Dusche oder nur tröpfelndes Wasser zum trinken  umsonst.
Die hier leben haben Zeit genug und sie haben sich ein Fernseh-Kino Zelt errichtet.

Für 10 Rupies kann man sich pausenlos auf einen Fernseher Bollywood Videos anschauen. Eine Hilfsorganisation hat ein regenfestes Haus mit ca 200 Schlafplätzen. Am Tag darf da aber niemand rein.
Frage einen Mitarbeiter. Ca 2000 Menschen leben an dem Flußabschitt. Viele rappeln sich nur auf, wenn eine kostenlose Suppenküche manchmal Essen verteilt.
Jetzt außerhalb der Monsunzeit sind aber die Sandbänken im Schatten der Brücken, die hinüber auf die Ostseite von Delhi führen, die beliebteren Schlafplätze.
Das hier ist nicht mal ein Slum. Das ist das Ende des Lebens ohne jegliche Chance.
Habe abends noch etwas gegoogelt. Allein in dieser Stadt sollen fast 5 Millionen in ähnlichen Verhältnissen leben. Die Stadtverwaltung zählt offiziell 1600 Slum-Arias.

Bis zu meinen Hostel sind noch 5km Luftlinie und so lasse ich mich in  4 Stunden durch die verstopften  Straßen zurück von Old nach New Delhi treiben.




Irgendwo dazwischen eine große Moschee  aus dem 1600 Jahrhundert mit Koranschule.
.  Höre dem Imam bei seinem Gesang und Gebet  zu. Danach belagern mich die Koranschüler.
Leider ist die  englische Sprache nicht so ihr Ding.

Sa. 7.Sep.2019
Sri Bangla Sahib Gurudwara, was für ein schwieriges Wort für einen so friedvollen Platz.
Der Sikh Tempel ist nur paar km südlich von meinem Hostel, aber er ist für mich Pflichtprogramm. Die Gurdwaras sind einfach Inseln der Ruhe und Sauberkeit im so hektischen Indien.
Irgendwann haben die Sikhs die Serie ihrer Gurus abgebrochen und ihre Glauben in ihrem heiligen Buch festgehalten. In den kleineren Tempeln wird daraus laut vorgelesen, in den größeren wie der hier in Delhi singen sie mit kleinen Unterbrechungen die Lobpreisungen. Die Texte -auch in English auf den Telepromtern mitzulesen- sind schon etwas sehr verherrlichende Verse, aber wenn man mit geschlossenen Augen nur dem Gesang und dem Spiel der Tablas und der Harmoniums auf sich einwirken lässt ist es einfach nur schön...
So hab ich über eine Stunde nur still beobachtet und zugehört...Dann noch eine Runde um den heiligen See und da ab mittags alle Besucher kostenlos verköstigt werden, habe ich mich dieses Jahr mit in die freiwilligen Küchenhelfer eingereiht.

Erst Auberginen schnipseln und dann noch eine halbe Stunde Kartoffel schälen. Meinen Kartoffeltopf hab ich dann selbst in die Küche gebracht.
Immer im halbstunden Takt werden die nächsten 400 Leute in den Speisesaal gelassen. In Reih und Glied sitzend werden erst Teller verteilt , dann gibts eine Kelle Dahl,  Gemüse und einen Schlag Reis. Dazwischen werden immer wieder heiße Roti verteilt.
Kaum ist der Teller leer, beginnt der Reinigungstrupp den Boden zu putzen und schon kommen die nächsten 400 Leute rein.
Der Rückweg zum Hostel führt mich an indischen Schulbussen vorbei noch durch einen weiteren  Basar.




Eine Gruppe Jugendlicher feiert verfrüht das Holifest und natürlich bekomme ich auch eine Handvoll Farbpulver ab.
Dummerweise setzt auch gerade ein Gewitter ein und das rote Pulver läuft als Rinnsal über die Klamotten....

Noch eine letzte Dusche im Hostel und wenigstens aus dem T-shirt die Farbe gewaschen. Hänge noch was in der Lobby ab, bevor ich mich zum ISBT aufmachen werde.

zum nächsten post "nach Kalpa"

Kommentare