17. Sept. -Dhankar

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Di. 17.Sep. Dhanskar

Es sind gerade mal 8 Grad, als ich die 200m zum Busstand laufe. Bis Dhankar sind es ca 30km. Auf der Strecke gibt es nur eine Brücke über den Spiti die ich morgen brauche um ins Pin Tal zu kommen. Die Leute in den wenigen Häuser auf der anderen Seite des Spiti benutzen Körbe an Stahlseilen um sich mit Muskelkraft über den Fluß und damit zum Bus zu ziehen.
Der Bus hält am Fußpunkt der 8km langen Serpentinen Straße hoch zur Monastry.  Nach 10 Minuten stopt aber schon ein Auto, das uns drei, die ausgestiegen sind den Aufstieg abnimmt. So komme ich wieder fast ohne Mühe auf fast 4000m an. Ich kanns kaum glauben, vor der neuen Monastry üben Mönche einen Tanz,
der zu großen buddhistischen Festen dann in Kostümen und Masken getanzt wird. Die Musik dazu wird lautstark aus Hörnern und Trommeln geliefert.
Als die Mönche erschöpft ihre Übung beenden, steige ich hoch zur Schule der Novizen. Wieso ich zwei Uhren habe? Als ich ihnen erklärt habe, dass der Fitnesstracker den Herzschlag misst, muss ich bei allen den Puls messen.
Dann geben sie untereinander an, wer den höchsten Puls hatte....
Hatte ja vor 2 Jahren auf den Feldern unterhalb von Dankar eine Bauernfamilie bei der Arbeit getroffen. Dabei waren eine ganze Serie Bilder entstanden, die ich heute im Rucksack mitgebracht habe. Schon die ersten Dorfbewohner erkennen die Familie auf den Fotos und zeigen mir die Richtung zu ihrem Haus. Natürlich klopfe ich weiterhin an jedes  Haus und genieße es, wie die Leute überrascht sind , das da ein Deutscher mit Bildern von Leuten aus ihren Dorf auftaucht.

Vor dem Haus meiner Familie sitzt der Großvater und kämmt Yakhaare aus. Ich werde sogar ohne die Bilder wieder erkannt und sitze im nächsten Moment schon mitten in Wohnraum.



Die Frau spricht sogar Englisch. Sie hat vor zwei Monaten entbunden. Der Kleine kränkelt aber etwas. So hilft Oma mit im Haushalt. Bekomme erst eine Schale mit Joghurt, dann gibts Tee und paar Süßigkeiten. Ich plündere das Paket mit den neuen Bildern von Augsburg und meiner Familie als Gastgeschenk. Als ich gehe, beginnen sie wieder die liegengebliebene Arbeit. Heute wird Gerste zum Bierbrauen gewaschen und eingemaischt.
Weiter oben im Dorf in einem anderen Haus wird die Maische schon gekocht.
Es ist wohl Bier-Brau-Jahreszeit.  Den Luxus eigenes Bier zu machen gibt es nur einmal im Jahr nach der Ernte.
Das alte Kloster liegt fast auf der Spitze des Berges. Durch Gänge, durch die man nur gebückt kommt,
erreicht man Räume kaum höher beleuchtet mit flackernden Butterlampen und alten buddhistischen Zeichnungen auf Stoff an den Wänden.
Das besondere, das ist immer noch ein aktives Kloster und Mönche haben ihre (von meist indischen Touristen abgeschirmte) Meditationsräume.
....als Rückweg zur Straße nehme ich den steilen, steinigen Abstieg zwischen den abgeernteten Felder,
auf denen jetzt Yaks die restlichen Stoppen abfressen.  Mir fällt der Postbote von Dhanskar  ein,  der mich bei meinem letzten Besuch in sein Haus eingeladen hatte,  um mir beim Tee Bilder der deutschen Filmcrew zu zeigen, als sie eine Doku über seine Arbeit gedreht hatten. 
Je tiefer ich komme, desto imposanter wird die Sicht auf das alte Kloster.
Unten im Tal dann wieder der unangenehme Staubsturm und jetzt direkt ins Gesicht. Unglaublich, Straßenarbeiter fegen mit Rutenbesen die Straße und wirbeln dabei noch mehr Staub auf.
Eigentlich wollte ich wenigstens ein viertel der Strecke laufen, aber als ein Bus kommt, entfliehe ich dem Staubsturm und bin 45 Minuten später in Kaza. ..
Heute Abend hab ich mir zwei Eimer heißes Wasser bestellt. Das reicht doch glatt noch um die verstaubten Klamotten zu waschen.
Ist schon eine Stunde stockdunkel und immer noch kein Strom. Muss doch die Akkus wieder laden.
Da sich, nachdem die Sonne untergegangen ist der Staubsturm gelegt hat und fast ohne Licht, will ich mir einfach noch paar Minuten den so unglaublich nahen Sternenhimmel ansehen... Von der anderen Seite Kazas kommt Trommel Musik rüber. So spät ist es ja noch nicht und so lass ich mich von der Trommel die Richtung weisen. Wirklich am anderen Ende des Dorfes ist heute das Folklore Festival des Spiti Tals .


Hatte zwar schon die Plakate gesehen, nur die waren in der lokalen Sprache. Tanzgruppen, lokale aber auch professionelle, bestimmt 100 Mitwirkende und ca 1000 Besucher.

Selbst mehrere Fernsehteams hatten sich eingefunden. Hatte zwar das Handy mit der Powerbank etwas nachgeladen, aber der Akku der Cannon liegt im Ladegerät und wartet auf Strom. So gibts nur schwache Handy Bilder und paar Videoschnipsel von den tollen Trachten und Tänzen. Als das Folklore Programm zu Ende ist, betritt ein "lokaler Popsänger" die Bühne. Die Jugend flippt aus und ich mache mich auf den Weg zurück. Im "Himalyan Caffee" sitzen wie jeden Abend die hauptsächlich indischen Touristen und trinken bei internationaler Popmusik ihr Carlsberg Dosenbier. Strom ist inzwischen wieder da. Zu spät für mich.

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