18.Sep. - Ins Pin Tal

Zum Inhaltsverzeichnis
Mi. 18.Sept. Ins PinTal

Da ich in 2..3 Tagen wieder hier sein will, lagere ich paar schwerere Sachen aus dem Hauptrucksack in einen Plastikbeutel um und deponieren sie im Guesthouse. Der einzige Bus ins Pintal geht erst abends und kommt dannam nächsten Morgen nach Kaza zurück. So bleibt fast der ganze heutige Tag noch für Kaza. Gleich am Guesthouse sitzt eine Gruppe Frauen mit einem Trog voller Teig. Sie backen Runde für Runde kleine Teiglinge in einer riesigen Ölpfanne aus. Das Ergebnis wandert in einen Pappkarton, der jetzt schon vom Öl halb aufgeweicht ist. Natürlich bekomme ich einen Teller mit den heißen Köstlichkeiten angeboten und gegen das Fett anschließend eine Tasse süßen Tee. Glaube, das sind genug Kalorien für heute. Mit den 10kg Teig können sie bestimmt 50 Leute verköstigen.
Wenn ich schon in Kaza bin, muß ich auch zur Monastry.
Ist aber bis auf den Meditationsraum verschlossen. So steige ich den Berg weiter nach oben. Dort ist neben einen kleinen Hindutempel der Classroom für die Novizen.
Die Schüler sind da, nur kein Lehrer und so blödeln wir , nachdem wir uns meine Fotos angesehen haben bisschen rum....
Versuche nochmal mein Glück, irgendwo eine Internet oder Telefonverbindung nach Deutschland zu finden.Wenn es irgendwo klappen sollte, dann am Funkturm der BTS, der örtlichen Telefongesellschaft.
Um zehn hängt an deren Verwaltungsgebäude aber immer noch das Vorhängeschloss an der Tür. So streife ich weiter durch die Gassen und beobachte die Leute bei ihrer Arbeit. Zur Siesta Zeit ziehe ich mich auf eine Grasbank auf den Feldern am Spiti zurück und lass mich eine Stunde von der Sonne verwöhnen. Der Spiti ist nicht nur ein Fluß, unzählige kleine Bäche tauchen im Geröll auf und verschwinden wieder oder finden den Weg ins Hauptbett. Aus diesem riesigen Schotterfeld werden ununterbrochen Kies und Sand für alle möglichen Baustellen heraus geschaufelt.

Auf den Rückweg komme ich am "Schlachtplatz" des Dorfes vorbei. Wie an einem Galgen hängen die Enden von Sticken an denen die Schafe wohl zum ausbluten hingen und darunter umschwirren tausenden Fliegen die Blutlachen und paar Schlachtabfälle.
Buddhisten essen auch gerne Fleisch, nur das Töten müssen schon andere übernehmen.
Da ich immer nur pures Wasser leid bin, entdecke ich in einem Geschäft kleine Tütchen Instantkaffee. Eine Tüte kostet grad mal 1,2 Cent. Ab jetzt gibt es bei mir lauwarmem Kaffee statt lauwarmes Wasser. Treffe die Israelis aus Tabo wieder. Sie waren jetzt 3 Tage im Pin Tal und sind völlig begeistert....Halb Fünf geht auch endlich mein Bus dahin. Bis kurz vor Dankar kennen ich die Strecke ja schon, als der Bus aber ins Tal des Pin eintaucht, weiß ich, dass die Fahrt am Spiti ein Sonntagsausflug war. Der Bus holpert über  Handball große Felsbrocken, die die Planierraupe in Ihren Dauereinsatz nicht schon Richtung Fluss befördert hat. Die Felsbrocken direkt über der Straße scheinen jeden Moment den Kampf gegen die Schwerkraft aufgeben zu wollen. Zwischen meiner Seite des Busses und dem Fels wirklich oft nur die bezeichnende Handbreit, trotzdem touchieren wir nur 1..2 mal den Fels. Was im Spiti Tal oft Geröllhalden waren ist hier kreuz und quer gefalteter und geschichteter Granit. Wie konnte sich so ein Massiv dem kleiner Pin unterwerfen müssen. Selbst ein so hart gesottener Busfahrer wie ich beginnt hier zu schlucken. Für mich grenzt es fast an ein Wunder, dass das Gerumpel des Busses keine Steinlawine ausgelöst hat. Dann weitet sich das Tal etwas und auf dem ersten flachen Geröllfeld Gebetsfahnen und wenige Häuser. Der Bus quält sich bis zur Gompa und muss auf der Straße wenden . Noch ein Abstecher Seitental und der Ort Sagnam, bis zu dem ich mein Ticket gekauft hatte taucht auf. Ob das eine gute Idee war hier einfach auszusteigen ??? Zwei Stunden später weiß ich, es war die beste spontane Idee bisher auf meiner Reise. Bin bei einer Familie untergekommen. Schaue vom Bett auf die aus Holzknüppeln und mit Lehmpampe verschmierte Decke aber nichts rieselt herunter; das Bett ist weich und hat eine dicke Zudecke. Wenn ich fertig bin, soll ich doch zum Abendbrot kommen. Ein großer Ess- , Koch-, Lebensraum. An den Wänden Bilder vom Dalai Lama und in der Mitte bollert der flache Ofen um das Teewasser zum kochen zu bringen . Während ich noch etwas schüchtern da sitze, wird echter Buttertee gestampft und Roti gebacken. Die Großmutter sitzt in der Ecke und dreht ihre Hand-Gebetsmühle. Neben ihrem "OM MANI PAE MEY HUN" gemurmel nimmt sie aber aktiv an den Gesprächen teil. Vier Kinder zwischen 1 und ca 14 , die Hausherrin , ihr Mann und noch eine Schwägerin. Die Hausleute sprechen auch Englisch und so ist es bald ein Stimmengewirr von Fragen und erzählen mit übersetzen für Oma und die Kleinen. Oma hat genug gebetet und überreicht mir die Gebetsmühle und die Kleinen übernehmen für mich mit Lachen das "OM MANI..." Meine Bilder und deren Erklärung brechen die letzte Distanz. Muß ganz genau erklären, wo Deutschland liegt und wie weit es weg ist. Erkläre meinen Unmut gegenüber Moodi, dem indischen Regierungschef und erfahre , daß das Tal im Winter abgeschnitten ist, dann es aber meist Strom gibt. Die Große hat inzwischen mein Handy erwischt und zappt sich durch meine Bilder Galerien. Nachdem der Kleinste die Brust bekommen hat, darf der ca 4 jährige den Rest ausnuckeln bis selbst sein drücken nichts mehr heraus holt. Kurzzeitig gibts mal Strom und der Flachbild Fernseher springt für 10Minuten an.
Zu den Roti gibt es Kraut-Kartoffel-Eintopf. ...Wenn ich mag soll ich doch so gegen sieben zum Frühstück 'rüber kommen. Und ob ich mag. ... Wie lange wollte ich bleiben, nur zwei Tage ?
Es ist kurz nach 23 Uhr. Der Esel, der direkt an meiner Außenwand wohnt, bekommt einen Schreianfall, das Vieh spinnt wohl.




Do. 19.Sep. Sagnam

Bekomme den Platz neben der Oma. Sie ist genauso alt wie ich. Der Ofen bollert schon wieder und am Gasherd in der anderen Ecke des Zimmers werden natürlich frische Roti gebacken. Die knusprig trockenen sind immer die, die man zu Eintopf oder Dahl ißt, die vor dem backen mit Öl eingeriebenen bleiben feuchter und gehen etwas auf. Darauf gibt es hier einen Chili-lemon-mix. Geschmacklich so etwas ähnliches hab ich auch schon in Augsburg im Asiashop gekommen. . Zu Hause ist das zusammen mit Joghurt meine Couscous Beilage....
Joghurt gibt aber auch heute und den Rest vom Eintopf von gestern abend. Die Oma knetet sich lieber aus gerösteten Gerstenmehl und Buttertee klebrige Klumpen. (hab ich auch schon mal probiert, ist aber nicht mein Ding)....
Das Pin Tal ist Nationalpark, denn hier sollen wirklich noch Schneeleoparden geben. Ich bleibe lieber unten in den Dörfern. Die Hängebrücke unterhalb von Sagnam ins kleinere Nachbardorf muss ich unbedingt austesten.
Das Ding ist wackeliger als gedacht, und unter den lockeren Bohlen tobt der Pin ganz schön. Das kleinere Dort hat in Oruxmap nur einen Namen in Hindi. Die einzigen Hindus hier sind aber Steineklopfer, die die Wandsteine für ein neues Haus in Form hauen.


Schon als ich noch  zum Dorf hoch steige ruft und winkt mir von der Schule eine ganze Gruppe Kinder. Erst wird "geselfied"- da sind alle ganz wild drauf, dann machen sie sowas wie Schule-Appell, sogar mit Gesang aber ganz ohne Lehrer. Der trödelt dann gegen Zehn ein.



streife weiter durch's Dorf....










Eigentlich will ich zur Nyingma Gompa, hoch über Gulling. Da dazwischen aber noch der Parahio liegt, der aus einem Seitental in den Pin fließt, macht die Straße einen riesigen Bogen. Wie im Spitital leben auch hier junge Nepalesen. Sie arbeiten hauptsächlich auf alle möglichen Baustellen. Die Piner sind dagegen ausnahmslos Bauern. In einer Bauhalle zwischen Zementsäcken und Werkzeug haben bestimmt 15 Nepali mit Frauen und Kindern ihre Unterkunft gefunden. Als ich unter dem Eisentor durch gekrochen bin, hab ich paar Minuten später paar süße Zwillinge auf dem Arm.
Die Mama ist aber wohl schon wieder schwanger...
Zum Gompa und der Monastry geht eine steile Serpentinenstraße, nehme da doch lieber den direkten Weg durch Geröll und losen Schotter. Zu der Monastry gehört ein großes Kloster mit bestimmt 40 Mönchen.
Mir kommt es vor, als ob sie hier den Tag etwas vergammeln, vielleicht ist das aber auch nur die vor-Lunch Ruhe.


In riesigen Töpfen gib es heute Dhal mit Reis. Der Reis war heute abgebrannt, blieb aber noch eßbar. Das Dhal aber so, wie es schmecken muss. Mit vollem Bauch ziehe ich weiter, denn weiter oben gibt es noch ein Kloster. Dieses ist für die Frauen und deutlich besser in Ordnung. Und obwohl das Essen hier  eindeutig schmackhafter aussieht, begnüge ich mich nur mit einem Mittagstee. Mit zu vollem Bach läuft es sich nicht besonders gut. Derweilen  wird mein Handy zum elektronischen Bildband von Augsburg und Neusäss.


Der Blick ins Pintal ist von hier oben einfach unbeschreiblich.
Und auch hier ermöglicht eine Hängebrücke das überqueren des Pins. Mehr Bauchkribbeln geht auch bei mir nicht....

Irgendeinen Weg wird es schon auf der anderen Flussseite zurück nach Sagnam geben. Das Flussbett ist eine einzige Geröll Landschaft. Am anderen Ufer erwische  ich erst einen falschen Pfad und stecke 30 Minuten später in einer Felswand fest. Zurück und neuer Versuch. Diesmal finde ich sogar eine "Straße" .
Im Süden tauchen Schneegipfel und ein Gletscher auf, davor aber Grasland für die Pferde.

Der abendliche Staubsturm setzt wieder ein. Er ist auch der Grund warum um jedes Feld eine Steinmauer errichtet ist. Guter Mutterboden ist ein rares Gut im Gebirge und ist das Flecker'l  zu klein für ein Feld, wird der wertvolle Boden runter ins Dorf  getragen.
Zurück im Homestay bin ich erstmal fast am verdursten. Könnte es sein, daß man in der Höhe mehr verdunstet. Meine Füße tun es auf alle Fälle.
Da es gerade Strom gibt, schnell den E-Boiler eingeschaltet und kurz darauf Schöpfkellen duschen. ...
Werde doch morgen früh zurück nach Kaza fahren, obwohl mich nur noch 14 Km bis zum letzten Dorf des Tales trennen. Wäre schon verlockend, denn jetzt würde es steil. Habe aber nun schon 9 Tage nicht das kleinste Lebenszeichen von mir geben können und da kommen mindestens noch mal zwei Tage dazu. Ist mir, außer in Birma noch nie passiert. Hoffentlich hat Karin nicht schon die indische Botschaft informiert....😨
Werde jetzt 'rüber zu der Familie gehen. Dort ist es auch wärmer als hier im Zimmer....
Ist ein Männerabend geworden, da die Frauen und Kinder heute in Kaza sind.



Der Hausvater ist zum Roti backen abgestellt und sein Bruder sitzt am Mörser. Bei der Küchenarbeit fällt das Knoblauch schälen auf mich. Dafür war dann auch richtig viel davon in der Chilisoße...
Heute abend ist der Bus von Kaza auf halber Strecke liegen geblieben. Da irgendwelche Ersatzteile fehlen , kann es paar Tage dauern bis die Strecke wieder bedient wird. So fährt morgen früh auch kein Bus zurück. Der Bruder vom Homestay-Vater meint irgendwas wird schon fahren.
Ich stell erstmal den Wecker auf 6:00.

20.Sep. Zurück nach Kaza.
Um sechs sind viele der Bauern schon bei ihren Tieren. Die Horde Pferde von gestern Abend ist über Nacht auch ins Dorf gekommen. Ein mächtiger Yakbulle läuft durchs Dorf und macht die Kühe an.
Ihm steht schon zu dieser Zeit der Schaum vorm Maul, nur den Kühen ist heute in der Kälte noch nicht nach schnellen Sex.

Zum Schluss lässt er seine Kraft an einem Erdhaufen aus.
Ein Jeep spielt Shared Taxi für den ausgefallenen Bus. Gerade heute wollen 10 Leute nach Kaza. Doch irgendwie kommen alle rein.
Ich klemme auf dem besten Platz und es gelingt mir sogar zu fotografieren. Der Taxipreis für die 1,5h - 1,20 Eur. 

Ziehe wieder ins Lhasa GH ein. Jetzt geht es die Weiterfahrt für morgen fest zu machen. Ein Reisebüro meint, in Keylong gibts Internet. So muss ich nicht erst  über den Rothang Pass nach Manali. 4:30 startet der einzige Bus nach Westen, wenn ich aber einen Platz haben will, soll ich eine Stunde vorher da sein. Hoffentlich ist es schon hell, wenn der Bus den ersten Pass , den Kunzum La mit 4550m (ist fast 600m höher als der bekannte Rohtang Pass) überqueren muss.
Ich kränkel etwas, dazu ist der sonst so blaue Himmel bewölkt und somit ist es deutlich kühler. Steige in die Schlucht hoch, aus der Kazas Wasser stammt. Irgendwie fehlt mir aber die Power...nach 150 Höhenmeter lass ich es doch sein.
Morgen Abend bin ich Online.



Kommentare