23.-26.Sep. Manali

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Mo. 23.Sep. Neuer Plan -nach Manali
Auch über Nacht ist mein Bus nicht angekommen. Das Bett ruft : "Warte weiter in mir auf den Bus ". Was tun?
Vor 2 Jahren hatten wir zu viert ein Taxi von hier nach Leh gechartert, nur wie es scheint, bin ich zur Zeit auch der einzige Europäer im Dorf. Am Taxistand schlägt man mir vor, auf vorbeifahrende Taxis von Manali nach Leh zu warten. Die werden aber bestimmt in Manali erst losfahren, wenn sie schon voll sind. Und wann kommt denn überhaupt ein Taxi vorbei?  In einer Stunde soll ein Bus von hier über den Rohtang nach Manali losfahren. Sind von dort noch mal 150km weiter nach Leh als von hier und was noch schwerer wiegt, ich muß dazu erstmal über den Rohtang zurück.  Was soll's...., den Rucksack geholt und ich kann sogar einen Fensterplatz  ergattern. Die Buspreise in Indien sind unglaublich. Für diese siebenstündige Busfahrt über den Pass muss ich weniger als 2,50 Eur berappen.  Und ein Abenteuer ist die fast 4000m  hohe Überquerung auf alle Fälle.
Und um es noch zu toppen steigt auf der Strecke gleich noch ein Mann mit seinem stinkenden Ziegenbock in den Bus ein.
Der Rohtang-Pass  heißt übersetzt (soweit ich weiß)  "Pass der Leichen",  Obwohl immer mehr Teilstücke asphaltiert werden, brechen auch immer wieder ganze Abschnitte einfach unter der Last der Trucks  ab und stürzen ins Tal. Die Schrotthaufen bleiben von tieferen Felsen abgefangen als abschreckendes Beispiel in der Wand liegen.
Der gefährliche Abschnitt ist auf alle Fälle der Aufstieg von Norden her. Nach der Passüberquerung geht es fast 2000m nach unten. Der Gestank der Bremsbeläge überdeckt sogar den des 2m vor mir liegenden Ziegenbocks 😚.  Ein Wetterwechsel setzt ein und plötzlich wird es schwül-warm unter dichten Wolken...
Manali ist DIE Stadt, wo der größte Teil des Himalaya Tourismus durch geht.
Gleich neben dem Busbahnhof der Taxistand und ich werde schon gefragt, ab ich gleich nach Leh will. Der billigste Mittelplatz auf der Hinterbank für 12Eur, Abfahrt sofort. Nein Danke, erst mal bleib ich paar Tage hier um mich wieder an die Zivilisation zu gewöhnen und mich wenigstens durch paar der unzähligen Essensstände durch zu futtern.  Finde ein GH und nach paar Minuten verhandeln bekomme ich auch meine 20% discount.
In der Stadt halten sich Buddhisten und Hindus ungefähr die Waage. Neben der großen Monastry  ein großes Festzelt. Morgen beginnt hier eine Hochzeit und die Vorbereitung läuft in vollen Zügen. Ein ganzes Team Küchenhelfer kocht schon vor. Das Hochzeitsdal ist jetzt schon ein Genuß, mit richtig viel Kichererbsen. Paar ältere Frauen nutzen den Soundcheck um gleich mal zu tanzen anzufangen.
Komme mit dem Bräutigam und dem "Hochzeitsmanager" ins schwätzen und bekomme eine Flasche Bier in die Hand gedrückt. Womit hab ich das verdient....
Neben dem Hochzeitszelt versucht ein kleiner Junge Safran an Touristen zu verkaufen. Keine Ahnung , ob er echt ist, riecht aber schon interessant.  
An der Stupa einige alte Frauen  mit ihren langen Gebetskette und alle mit der gleichen Tätowierung im Gesicht.... und ich wollte dieses Jahr Manalie links liegen lassen.
Im GH kopieren ich Musik von meinem MP3 player auf den (Bilder backup) USB Stick. Jetzt läuft vom Fernseher "Silbermond" , "Rosenstolz" und "Juli" . Mir geht es richtig gut.


Di. 24.Sep.  Manali , die Hochzeit

Obwohl das uploaden der Bilder mit funktionierenden eigenem  UMTS  um ein vielfaches schneller ist als das WLan in Keylong, sind immer noch nicht alle Bilder online. Aber bevor ich Manali verlasse, will ich die älteren posts endlich komplett haben.
Westlich der Stadt gibt es einen alten Hindutempel. Von draußen mit der typischen erdbebensicheren Bauweise, eine Reihe Steine, ein Holzbalken. 
Drinnen umschließt der Tempel einen  mächtigen Felsen mit einem Altar. Der kleine Altar ist so gut besucht, das es regelrechten Stau gibt.  Draußen vor dem Tempel wird aller mögliche Krimskram verkauft. Ein falscher Baba und seine Boa spielt bezahltes Fotomodell und er bietet mir an, für meine Uhr könnte ich soviel Fotos von ihm schießen, wie ich wolle... Spaßvogel.... Nicht viel besser sind die Frauen , die Ihre Angorahasen als Fotomodell anbieten. Wer will kann  sich auch ein Kostüm  ausleihen und stilecht mit einem Korb voller Plastikblumen sich vor dem Tempel ablichten lassen.
Riesenrad  und Bogenschießen schließen den kommerziellen Teil des Tempels ab. Die Hindus scheint das Rummelplatz feeling nicht zu stören.  Weiter nach oben im Tal kommt man in den dörflichen Teil von Manali. Der ist für mich jedenfalls viel interessanter. 
Überall stehen Pappkartons mit Äpfeln und das frische Heu liegt duftend vor den Häusern.
Auch paar alte Häuser mit den schweren und reichlich verzierten Ornamenttüren gibt es es noch. 

Und überall Blumen. Das Leben hier ist viel leichter als im trockenen, rauhen Spitital.
So ziehe ich eine große Runde um die Stadt um gegen zwei im Süden wieder auf die Durchgangsstraße zu stoßen. Neben der Monastry treffen jetzt immer mehr der Hochzeitsgäste ein. Das Spalier hinein ins Festzelt wird von Musikanten und Mitgliedern der Familie in traditionellen Gewändern gebildet. Jedes mal, wenn wieder ein Fahrzeug mit neuen Gästen kommt startet die Begrüßungszeremonie aufs neue.
Die Musik spielt auf und die Gäste bekommen feierlich eine weiße Schärpe und eine Kreppblume überreicht.
Anschließend übernimmt ein Begrüßungskomitee den Geschenk Geldbetrag  und trägt akribisch die Summe und die Namen in das Hochzeitsbuch ein. Fast unbemerkt wird die Braut mit tief gesenkten Kopf hereingeführt. Selbst unter ihrem Schleier kann sie ihre Tränen nicht verheimlichen. Die Frauen ihrer Familie nehmen Abschied von ihr.  Später zeigt man mir den Bräutigam. Er wechselt nicht ein Wort mit seiner künftigen Frau. An der Frontseite der Hochzeitsgesellschaft sitzen die beiden nicht mal nebeneinander.
Nach paar Stunden wird sie wieder weggebracht und der Bräutigam tanzt und lacht allein mit der Gesellschaft. Für die Gäste gibt es den salzigen Buttertee oder auch den süßen indischen Tee. Es wird süßes Mürbeteiggebäck herum gereicht und in Fett ausgebackene Teigtaschen. Männer und Frauen sitzen natürlich getrennt. Nur ich bringe diese Sitzordnung etwas durcheinander. Als später die Musik zu spielen anfängt, gibts für die Männer auch Bier und Hochprozentigen. Auf Papptellern gibt es Hühnchencurry mit  Erdnuss-Chilisoße.
Es wird gelacht und getanzt und gesungen.


Gegen sechs gehen die ersten. Bin mir nicht sicher, ob das schon die ganze Hochzeitsfeier war. Irgendwas fehlt noch. (nicht nur mein Dal von gestern) . Ich verabschiedet mich ebenfalls höflich vom Bräutigams Vater ohne es zu lassen  ihn auf die Tränen der Braut  anzusprechen. "Its a traditional wedding" ist seine Antwort.  Eigentlich bin ich etwas enttäuscht..
In der Stadt suche ich ein Busunternehmen, welches nach Leh fährt. Ist nicht schwer. Will keine der nächtlichen Jeep Fahrten  eingeklemmt quer durch das Gebirge und finde einen Kleinbus mit 9 Sitzen und zwei Fahrern, die erst Mitternacht los fahren und dann am nächsten abend Leh erreichen. Da ich für meinen Wunschtermin übermorgen der erste bin, kann ich mir dem Platz sogar heraussuchen. Der Busunternehmer sagt, dass normalerweise ca 6 Fahrgäste je Bus zusammen kommen. Mit 2000rs ist das auch der Preis, den ich vor zwei Jahren von Keylong bezahlt habe.  Nicht nur Leh wartet, die Reise wird das Abenteuer.

Mi 25.Sep. Manali
Will heute nach Norden (Richtung Rohtang) . Dazu muss ich aber erstmals über den zur Zeit kleinen, aber immer noch reißenden Beas. Das Flussbett ist bis 300 Meter beit und der Beas  lässt keinen Zweifel, dass er diese in der Monsunzeit auch braucht.

Lange Deiche sollen die Straße in dieser Zeit vor den Wassermassen schützen. Aber selbst jetzt stürzen weiter oben immer noch beeindruckende Wasserfälle ins Tal , bevor sie als Zuflüsse durch den dichten Wald den Weg  zum Beas bahnen.
Ist schon lustig . An der Straße, schön durchnummeriert sind über 130 Ausleihstationen  für Schnee Overalls und Gummistiefel. 
Und jedes Jeeptaxi, das indische Touries zum Pass bringt,  stoppt bei einen  dieser Ausstattern. Habe vor 2 Tagen nicht einen Flecken Schnee oben gesehen und in der Sonne sind es  bestimmt auch 25 Grad. 
Irgend jemand wollte direkt an der Straße mit einem Freizeitpark,  (mit Riesenrad und so ) das große Geld machen. Bis auf den Mann am Kassenhäuschen war niemand drin. Massentourismus ist kein leichtes Geschäft.

Ich will heute nur 250m höher.
Nach 8km Fußmarsch geht es über eine wackelige Hängebrücke ins erste Dorf. 

Ich tauche ein ins Apfelland. Vor jedem zweiten Haus ein  Berg Äpfel.

Jeder muss mit anpacken, um  sie zu sortieren und in die unzähligen Pappkarton zu packen.


Die kleinen oder die mit Flecken werden zum trocknen in Scheibchen geschnippelt. 




Aber auch das Heu muss vor dem Winter rein....


Vor einer kleinen Wassermühle sitzt eine Frau. Sie wartet, bis der Sack Gerstenkörner, den sie her geschleppt hat unter dem Mahlstein zu Mehl geworden ist. 

Andere alte Frauen pulen Maiskörner aus den Kolben  oder knacken mir unbekannt (bittere) Nüsse. Dorfleben wie bei uns vor 50 Jahren.  Der Weg führt durch zwei weitere Dörfer. Dann, war mir bisher noch gar nicht aufgefallen, Cannabis Pflanzen, 2..3 m hoch dienen als Rankhilfe für schwarze Bohnen. Ich reibe die schon zum Teil reifen Blütenstände und meine Hände sind voll von dem klebrigen Cannabis Harz und kleine Samenkörner kleben an mir.

Keine Sorge, ist der wilder Cannabis und echte Kiffer  bevorzugen bestimmt höhere THC  Konzentrationen. Ich zupfe mir paar Blütenstände ab und kaue sie aus. Vielleicht hilft es gegen meine Knieschmerzen 😝. Pflanzen in der Menge wie hier riechen wirklich ziemlich stark. 
Bevor ich zurück laufe muss ich nach den zu vielen Äpfeln was anderes essen und lass mir paar Roti mit Dhal machen...

In Manali setze ich mich noch mal in die Monestry und höre eine halbe Stunde dem Gebetet eines Mönches zu.



PS: Hatte bei meiner Ankunft in Delhi gedacht, daß ich mit meiner SIM Karte übers Ohr gehauen wurde. Habe heute meinen Account gechecked . Ich habe in Delhi gleich für 3x vier Wochen im voraus bezahlt. 42GB + Telefon Flatat  für 4 Wochen kosten also  in Indien ca 3,50Eur . 



Do 26.Sept.  Old Manali

Der Ur-Backpacker Stadtteil von Manali ist Old-Manali , etwa 2km oberhalb der Mall und ist definitiv ein Dorf. Hier hoch kommen viel weniger indische Touristen. Inzwischen besuchen fast mehr Israelies als Europäer Old Manali. Aber auch paar Alt Hippies haben hier oben ihren  Ruhesitz gefunden.
Eigentlich brauche ich sie nicht, diese Backpacker -Oasen. Aber wenn ich aus Kaffees und Restaurants meine Musik höre, dann weiß ich, was mir hier etwas fehlt. Weltweit gibt es wohl keinen Backpacker-Village, in den es kein Rasta-Caffee oder eine Reggea Bar gibt. Das gehört einfach zusammen.
Das Dorf Old Manila existiert als Parallelwelt zur den Guesthäusern und neueren Homestay. Einige Bauern haben sich als Zubrot auch auf Haschischhandel eingestellt. Natürlich werde auch ich vorsichtig gefragt. 1g (ist eine 1cm lange dünne Wurst in Frischhaltefolie eingewickelt)  gibts hier ab 1,20€ , der nächste will mir gleich 10g aufschwätzen. Kann weder den Preis, geschweige die Qualität einschätzen. Paar junge Holländer (Experten?)  meinen: weit unteres Mittelmaß.  Unten in der Stadt soll's schon das doppelte kosten ?! Ich lehne jedenfalls ab, wenn auch manche sagen werden, "Du Weichei". Hinter Old Manali wanderte ich auf der linken Seite des Tales weiter  durch  Apfelfelder und einen Wald bis nach Goshal dem nächsten Dorf. Der Baustil der alten Häuser ist schon faszinierend,
am meisten aber die zentnerschweren Steinplatten die ohne weitere Befestigung einfach als Dachplatten oben drauf liegen.


Ein  Bauer erzählt mir, sein Haus sei fast 500 Jahre alt. Ich glaub ihm das sogar.




Da es zwischen dem Dorf, in den ich gestern war und Manali keine Brücke gibt, haben  die Dorfbewohner je zwei große Baumstämme mit paar Brettern über die derzeitigen Flussarme fallen lassen.



Benutzte die Brücken aber nur wegen des Nervenkitzel... Will im Schotterbett des Beas  zurück laufen, nur scheint es, ich habe eine Halbinsel erwischt. Ein Traktor, der Kies aus dem Bett geholt hat lässt mich aufspringen und so ersparen ich mir den steinigen Rückweg....
Habe gestern und heute einfach zu viele Äpfel gegessen. Innerhalb von 5 Minuten meint meine Verdauung, die müssen schleunigst  wieder raus. Grad noch mal so geschafft. Hoffentlich war's das. Habe immerhin 18h Busfahrt vor mir.
Muss noch bis Mitternacht auf den Bus warten. Die ersten 2h beobachte ich die Straßenkids, wie sie ziemlich aggressiv von den Touristen ihr Abendbrot zusammen betteln, dann mach ich mich in meinen GH noch etwas frisch und warte dort. Sind ja nur noch 2h.




Auch wenn das auf dem Foto so aussieht, als würde er fahren. Er tritt in die Pedalen um den Schleifstein in Schwung zu halten.

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