Sa. 28.Sept. -Eine Kashmeri Hochzeit

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Sa.28.Sept.   Leh, Eine Kashmiri Hochzeit

Habe mein Zimmer so umgeräumt, daß ich nun im Bett das stärkste WiFi Signal habe. Damit ging der upload der Bilder gleich doppelt so schnell und mein Abenteuer, nach Leh zu kommen ist schon online. Nachteil: wieder nur 4h Schlaf. Hatte mit den Japaner ausgemacht, dass wir um acht irgend was essen gehen. Selbst um neun ist noch alles zu. So etwas wir die indischen Dahbas, Streetfoot Stände gibt es hier nicht. So bleibt es bei paar Bananen.  Vom GH bis zum Leh Palast sind  es nur 200m

und da ich Leh kenne, übernehme ich die Führung und das heißt es geht durch die Altstadtgassen
direkt den steilen Pfad nach oben. Der graue Leh Palace  thront schon über der Stadt aber noch höher leuchtet zwischen hunderten Gebetsfahnen eine weiße Gompa. 

Jetzt geht es ans Klettern und selbst ich muss mit die Hände nehmen. Mein Freund zeigt merkliche Schwächen. Als ich schon oben bin, sucht  er noch immer noch weit unten irgendwelche Griffe am Fels, um sich daran zu sichern. Die Gompa dürfte der höchste Punkt von Leh sein, entsprechend ist die Aussicht.  Drin alte verrußte Wandbilder.
Manche Buddhas zeigen mongolische Gesichtszüge, andere indische und arabische.  Seltsamerweise sind die Gesichter der figürlichen Dämonen verhangen.
Leh war schon immer der Kreuzungspunkt der Handelswege zwischen den Kulturen.
Der Japaner klinkt sich aus. Er braucht dringend was zu trinken. Glaube, meine Art zu laufen ist dem Groß-Tokioter eher zu anstrengend.
Die Stadt Leh beginnt unten am Indus und zieht sich dann in ein grünes buddhistisches
und ein völlig trockenes hauptsächlich muslimisches Tal.
 Ich nehme das staubig trockene. Es wird viel gebaut. Auch hier sind Nepalesen die Wanderarbeiter.
Selbst neu errichtete Häuser haben keinen Wasseranschluss. Der tägliche Tankwagen füllt die Plastikfässer vor den Häusern.
Gebaut wird  mit ungebrannten Lehmziegeln. Selbst der kleinste Windhauch lässt eine Staubwolke an den Bergen hochsteigen.

Mich interessiert ein großes buntes Zelt. Davor 6 riesige Töpfe auf Holzfeuern. Der Hauptkoch lüftet für mich die Deckel.
In dem ersten brodelte bestimmt 20kg Ziegenfleisch in Joghurt, im nächsten haben mehrere Schafe ihr Ende gefunden.
Noch wird Gemüse geschnippselt und Reis gewaschen. Hochzeitsessen Vorbereitung für eine Kashmiri Hochzeit. Der Meister der Töpfe muss ab 14 Uhr 400 Gäste beköstigen.  Werde von einem der Familienmitglieder herzlicher eingeladen. Ich weiß schon, ich breche heute mein vegetarisches Versprechen. Auch in den Zelten sind die Vorbereitungen in den letzten Zügen. ... So schmutzig- noch von gestern kann ich hier nicht auftauchen. Zurück ins Guesthouse und wenigstens Hosen und T-Shirt waschen. Bei dem Wind, der Sonne und völlig trockenen Luft ist nach 30Min schon fast alles  wieder auf der Haut getrocknet. Der GH Vater bittet mich noch, doch nur die Waschlauge in den Abfluss zu schütten, für das Spülwasser sind die paar Blumen und ein Strauch im Hof mehr als dankbar. Hinter dem Himalaya Hauptkamm ist Regen fast unbekannt. (meine Wetter APP meint aber, morgens soll's wirklich tröpfeln ?)
Als ich halb drei wieder am Zelt bin, strömen wirklich von allen Seiten meist fein herausgeputzte Besucher mit Geschenken zusammen.
In das Haus der Braut, fein geschmückt dürfen nur Frauen rein. Nicht nur Muslime, auch Buddhisten kommen in ihren  "Guten Sachen".
Irgend jemand hat den Kindern einen Karton Firecracker mitgebracht. Von allen Seiten knallt und stinkt es. Ich bekomme einen Platz bei den Männern angeboten. Die Frauen sitzen durch einen Sichtschutz abgeschirmt nebenan. Als Auftakt gibt es Kräutertee mit Zimt und Kardamom und paar staubtrockene Plätzchen.
Die Zeremonie ist einem strengen Zeitschema unterworfen und schon wird das Tuch mit dem Plätzchenkrümeln  weggeräumt.
Der Bräutigam kommt und nimmt etwas erhöht Platz.
Der Hauptgang der Speisen  werden "religiös getrennt"  aufgetischt, obwohl alle das gleiche essen.  Die Buddhisten gehen nach draußen  zu einem Buffett. Das gilt auch für mich.
Jeder bekommt seinen Teller und schaufelt sich richtig drauf. Dazu gibts buttrigen Salztee.
Im Muslim Zelt werden Gemeinschaftsschalen aufgetischt, von denen mehrere Gäste - natürlich mit den Fingern - essen.
Das Ziegenfleisch ist himmlisch weich und exotisch gewürzt. Dazu ein unbekanntes Gemüse, leicht ölig aber nicht minder gut.
Jeder Gast bekommt auch eine kleine Tüte. Warum ? Natürlich für die Fleischreste , um sie mit nach Hause zu nehmen.
Deswegen hat sich jeder den Teller so voll geknallt.
Erst als die Männer versorgt sind , bekommt auch das Frauenzelt sein Essen. Erst schlunze  ich etwas durch den Eingang,
dann geh ich einfach rein. Obwohl ich der einzige Mann bin, kein Protest, werde wirklich angelacht.
Damit bin ich der einzige Mann, der heute auch die Braut zu sehen  bekommen hat  ( und nun paar Fotos von ihr hat ☺).
Als ich wieder heraus komme ist das Männerzelt schon fast wieder leer und die hunderte Schuhe davor sind verschwunden.
Frage, ob es am Abend noch weiter gefeiert wird.  Nein, das war die Hochzeitsfeier. Keine Musik , kein Tanz etc. Alle haben ihre Geschenke abgeliefert und gegessen. Mehr ist nicht.

Gehe nochmal ins Küchenzelt und bedankte mich . Die Köche und Helfer sind völlig platt, daß da einer kommt und sie lobt. (fast hätte ich dafür  einen extra Beutel Fleisch  mitnehmen müssen)

In 1..2 Stunden wird es dunkel. Bis dahin streife noch durch die Stadt und schaue den Marktfrauen zu.








Das Wetter zieht plötzlich doch zu und es wird unfreundlich rauh. Der GH Vater rechnet mit dem ersten Schnee heute Nacht. Das darf doch nicht wahr sein. Heute vormittag waren bestimmt über 30 Grad (in der Sonne).

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