13.-14. Sept. Tabo

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13.Sep. Nach Tabo
Bevor mein Bus geht, steife ich letztmalig durchs Dorf. Inzwischen kennen mich die meisten Bewohner, wenigstens vom Aussehen und so sitze ich unverhofft in einer Hütte und bekomme etwas von dem einfachen Frühstück angeboten.
Die Familie lebt in einem Raum von 10qm auf dem Boden. Ein Hocker ist das einzigste Möbelstück, hier wird gekocht , geschlafen, gelebt. Ein Fenster gibt es nicht, Licht kommt durch den Türspalt. Habe schon andere Familien in ähnlichen Verhältnissen gesehen. Viele sind vergrämt, nicht diese hier. Ist es, weil sie nie etwas anderes als ihr Bergdorf gesehen haben oder ist das ihr tiefer gelebter Buddhismus. Die Kinder sind auf keinem Fall unterernährt. Die Kuh im Stall daneben könne ja ihre sein. Ich weiß es nicht, aber mir scheint, daß ihr Leben für sie OK ist?!
Unterhalb der Monastery leben einige nepalesische Familien sogar nur in Zelten. Irgend jemand hat mir erzählt, das es hier im Winter bis -5C kalt werden kann....
Da mein Bus irgendwann eintreffen kann, stehe ich 1,5h zu zeitig an der Haltestelle. Ein Wanderschuster klebt die Schlappsohle meine Trekkingschuhe wieder an. Das wird wohl die letzte große Reise, die sie überstehen werden.
Endlich kommt der Bus. Verschnüre meinen Rucksack lieber selbst auf dem Dach, bevor es auf die 5 Stunden Fahrt nach Tabo geht. (Fahrpreis ca 2Eur) .Nako ist eine der wenigen Stellen im Spiti Tal, an dem die Straße den Flusslauf verlässt. Jetzt geht es erstmal wieder steil nach unten. Das Fluß beginnt sich hier erst durch ein Schiefer und später ein Sand und Kalkstein Gebirge zu schneiden. Aus schroffen Felswänden werden riesige glatt erodierte Hänge....




Der Ort sind , wenn überhaupt 100 Häuser, paar Obstplantagen und die alles bestimmende Monastrie. Hotels und Guesthäuser gibts genug, aber alle im gehobenen Preissegment. So entschließen ich mich die nächsten 2 Tage im Dormit des Klosters zu schlafen.
Für 1,50Euro gibts natürlich keinen Komfort wie gestern. Dafür teile ich die 8 Betten mit einem jungen Gitarrenbauern aus Malaysia. Er ist seit einem Jahr auf Reisen. So gibts viel zu erzählen und endlich Englisch ohne diesen indischen Akzent...
Am Rand von Tabo betreibt die Monastery eine Schule für paar hundert Kinder, Sie leben alle im Internat und ich glaube, viele  sind wirklich tibetische Flüchtlingskinder. Die Mädchen üben gerade einen Tanz ein. Einer der Betreuer ist erst im April aus Tibet hierher geflohen und versucht den Kindern etwas die Eltern zu ersetzen. Man merkt aber schon, das den Kindern die elterliche Zuneigung fehlt und es geht mir schon ganz schön nahe, wenn mich die Kleinen an die Hand nehmen nur um mit mir herum zu laufen. Der Betreuer erzählt mir, daß sie hier einen tibetischen Dialekt sprechen und natürlich tibetische Schriftzeichen lehren. An vielen der Schlafhäusern stehen die Namen der internationalen, auch deutscher Spendern.


Airtel, mein Telefonanbieter ist auch hier nicht präsent, mein Zimmerkollege kommt auch mit seiner funktionierenden SIM Karte nicht ins Internet.

40km von hier gibt es das Pin Tal. Wurde mir schon von 2 Leuten empfohlen. Vielleicht ein weiterer Abstecher.
Habe heute aufgegeben mit dem am 15. letzten gehenden staatlichen Bus nach Leh zu kommen. Danach trauen sich wegen der Gefahr des Wintereinbruches nur noch private Share Taxis auf die gefährliche Stecke.  Ich bleib erstmal hier im Spiti Tal . Es wird sich auch später eine Lösung finden.




Sa. 14.Sep. Tabo
Hab' , trotz der Ruhe hier ziemlich schlecht geschlafen. Da waren wohl paar Bettwanzen, die meine Arme angezapft hatten. Nur gut daß ich wenigstens den Schlafsack auf meinen Touren immer mit NoBite (ein Insektizid) imprägniere.....so zeigen sich nur an Hals und Armen die juckenden Blutspuren.
Die alte Monastery mit ihren 6 Tempeln ist eine der ältesten buddhistischen Schulen von Westtibet und wurde 996 gegründet. Auf der Nordseite des Ortes sind überall Höhlen im Fels zu erkennen in denen ganz früher die Mönchen wohnten.
Später dienten sie als Meditationsort und selbst heute ist eine Höhle, besser 2 kahle Räume die in den Fels gehauen wurden, ein Zufluchtsort für die absolute Abgeschiedenheit.
Also kletterte ich den schmalen Pfad in die Wand hoch, auch um einen Überblick auf diesen Teil des Spititals zu bekommen.
Tabo ist wirklich nicht viel größer als schon gestern vermutet, aber um ein vielfaches moderner ans Nako. Da die Felswand aber bald ziemlich bröckelig wird steige ich nach 2 Stunden wieder ab. Ist gar nicht so leicht auf die Straße zu kommen, da ein Streifen eingezäunter Apfelplantagen den Weg versperren. Wenn ich schon im Spitital bin, dann will ich auch mal an den Fluß. Man merkt dem Fluß aber schon an, das er hier schon näher an seiner Quelle liegt.
Selbst hier unten auf der Talsohle müssen Felder und Bäume bewässert werden. Welche Kulisse, grasende Kühe von Viereinhalbtausender.


Nach meiner Morgenrunde lege ich mich noch mal auf einer Bank hinter der alten Monastery hin, um etwas vom fehlenden Schlaf nachzuholen.
Der Baustil der alten Tempel hat nichts mit dem der späteren Monasteries zu tun, die dann ja auch politische Zentren waren. Hier stehen einfache, fensterlose Gebäude aus Lehm und Stroh, mit bis 2.5m dicken Wänden und Lichtschächten von oben.
Auf dem Platz hinter den Tempeln liegt neuer Lehm, denn auch wenn es hier so gut wie nie regnet, ist so ein Lehmbau nicht für die Ewigkeit. Selbst der Wind nagt seit über 1000 Jahren an den Wänden. So müssen die Mönche auch heute immer neue Schichten auf die Außenmauern und Gompas auftragen.
Von den Tempeln ist nur der Haupttempel für Besucher geöffnet (fotografieren nicht erlaubt) . Woow ! Die Wände und Decke im Inneren waren komplett bemalt und 80% von den Bildern sind auch heute noch erhalten. Vor den Wänden über 30 lebensgroße Buddhas. Tibet kennt viele Buddhas, aber auch zornige Dämonen.
Auch wenn sich wenige Touristen in den Tempel verirren, er wird immer noch aktiv genutzt. So sitzen in der unglaublichen Stille die Mönche, Tibeter und auch Europäer auf dem Boden um zu meditieren.
War später noch in der Bibliothek der Monastery. Tibetische und englische, aber selbst paar deutsche Bücher über den Buddhismus. Tabo ist auch eine buddhistische Universität und natürlich werden hier auch ca 20 Novizen ausgebildet.....

Da ich inzwischen schon seit 5 Tagen offline bin, werde ich morgen erst mal nach Kaza fahren um meiner Familie ein Lebenszeichen zu geben und wenigstens den Text Blog online zu stellen. Danach will ich die Straße aber wieder zurück, um aber ins benachbarte Pin Valley zu kommen, befürchte dann schon wieder offline.

nächster nach Kaza

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