2. -3. Oct. - Im Nubra Tal


Mi. 2. Okt. -  Diskit im Nubra Tal
Busstands in Indien und dann noch im dunkeln sind schon eine etwas gruselig Angelegenheit. Typen, die in irgendwelchen Ecken übernachtet haben um auf ihren Bus zu warten, lungern früh in Decken eingemummt herum ,oder wie heute früh machen sich ein Feuer aus allen möglichen Müll um etwas gegen die Kälte zu tun.
Den Busstand von Leh teilen sich zwei Busgesellschaften. Die von Jammu-Kashmir und die locale von Ladakh (mit dem eindeutig besseren Fuhrpark).
Erst hieß es, das mein Bus ins Nubra Tal heute ausfällt, dann gab es aber doch noch ein Ersatzfahrzeug. Und da ich über eine Stunde zu früh da war, bekomme ich auch meinen Wunschsitz..  die Straße ins Nubra Tal schlängelt sich aus dem trockenen Tal von Leh nach Norden. 
Heute müssen wir die Straße mit einem Konvoi von bestimmt 50 Militärfahrzeugen teilen. Da mein Bus schneller ist, die Militärs aber ungern Platz machen, gibts auf der einspurigen Straße nicht nur eine brenzlige Situation. Es geht kontinuierlich nach oben . Auf 4500m steigen einige Yak Züchter bei ihrer Herde aus. Die Außentemperaturen sind schon lange unter Null, aber noch ist es trocken.  Ab fünfeinhalb tausend wurde es eisig auf der Straße, auch wenn im Moment die Wolken noch höher liegen.
5603m. Der Scheitel der höchsten Passstraße der Erde ist erreicht.
Der Polizei Checkpoint sammelt die ersten Blätter meines Permit ein. Hinweis Schilder  zeigen den Weg zum Sauerstoffzelt und der Service der Armee muß von einigen auch in Anspruch genommen werden.. Da ich mich aber schon seit über 3 Wochen kaum unter 3500m bewege, lässt mein Kreislauf auch diese Hürde unbeeindruckt. So kontinuierlich es auf der Südseite nach oben ging, so geht es die nächsten Stunden wieder bergab. Anfangs noch im Schnee und Nebel,
dann tut sich aber das Nubra Tal auf. Der Fluß hat sich unten noch zusätzlich einen Canyon geschaffen, aber oberhalb davon ist das Tal riesig. Irgendwann haben die Bremsen ihren Job für heute geschafft und die Straße schlängelt sich auf Flußniveau  weiter durch das Tal. Und es ist sandig, selbst Dünen hat der Wind aufgeschüttet.
Der Bus verlässt dass Nubra Tal und folgt einem nicht minder imposanten Fluss. Hatte mein Ticket bis Diskit gekauft. Der Name war mir heute früh im Bus von den Orten im Tal wieder eingefallen. Das über sechsstündige Abenteuer hat mich um die 2,50Eur gekostet.
Ein GH ist schnell gefunden und da im Dorf Gäste wohl nicht all zu oft auftauchen gibts gleich einen Tee und einen Plausch.
Hatte vom Bus weder die Monasty noch den riesigen Buddha gesehen,.
Beide liegen ein ganzes Stück über dem Dorf.
Von den indischen Touries, die mit Ihren Privat Bussen  zum sightseeing hierher gekarrt worden sind , schläft aber keiner in Diskit. Die Monastry ist, wie andere auch einfach an den Fels geklebt.
Ich kletterte aber einfach noch mal 100m  höher. Welche Aussicht.
Der  Buddha scheint leichter mit den Kleinbussen erreichbar zu sein. Jedenfalls tummeln sich hier die Handy  Fotografen.

Laufe noch einmal mein Dorf von einem Ende zum anderen. Dann treibt mich die Kälte ins GH. Lass mir einen Eimer heißes Wasser bringen. Nichts geht doch  über so eine Schöpfkellen Dusche.
Habe meine Lesebrille irgendwo verloren und der Ersatz liegt im Beutel, den ich in Leh deponiert habe. Im Dorf gibts natürlich keine Brillen zu kaufen...Tippe den Blog ziemlich blind ins Tablet.

3.Okt.  Sanddünen und Salzwiesen
Gestern Abend gegen neun wurde  der Strom wieder abgeschaltet. Das Dorf (dass Tal?) hat keine zentrale Stromversorgung. So läuft der Generator der Gemeinde täglich nur von 18:00-21:00. Wer zu anderen Zeiten Strom braucht, muss seinen eigenen Generator anwerfen., das scheint aber nur der Dorftischler zu sein... Ab 18:00 gibt es kaum eine Steckdose, an der kein Handy zum aufladen hängt. Durch die zeitige Nachtruhe war ich schon um sechs auf den Beinen. Wenn hier im Tal ein Buddhist stirbt wird ihm ein eigener kleiner Krematorium Ofen gebaut.
Der  Platz auf dem Friedhof reicht noch für die nächsten 200 Jahre. In der Steinwüste ist Platzmangel ein Fremdwort.  Kurz nach 8 kommt der tägliche Bus nach Leh durch. War heute schon ziemlich voll. Hoffentlich ist das morgen etwas besser.
Habe mir vorgenommen bis zum Fluß zu kommen. Ist gar nicht so einfach. Dort wo nur eine Spur von Boden vorhanden ist, ist dieser mit Dornengestrüpp  als Feld oder Garten eingezäunt. Das Tal ist bestimmt auf 2km völlig flach und das ist das Schwemmland des Flusses. Überall laufen kleine Bäche oder das Grasland ist einfach nur überschwemmt. Weiter oben wächst so gut wie nichts, aber hier unten wächst ein Schilfgras, dass wohl Winterfütterung wird. Die einzigen Bäumen, die im Flussschotter anwachsen ein Weiden und eine Pappelart. Außerhalb der Dörfer nur Dornengestrüpp.
Je weiter ich zum Hauptfluss komme desto salziger wird der Boden.
Die wenigen Gräser  sind von den Salzkristallen wie von Rauhreif  überzogen. Koste die Kristalle.
Es ist eine Mischung aus hauptsächlich Soda und etwas Kochsalz.
Um weiter zum Fluß zu kommen, muss ich durch Schlamm und kleine Bäche waten.
Da liegt ein Dromedar Bulle völlig allein am Ufer und wiederkäut sein Frühstück.
Er lässt sich von mir nicht aus der Ruhe bringen. Erst als ich ihn mit einem Stöckchen eine auf sein zottiges Hinterteil gebe, bemüht es sich aufzustehen. Was für ein schönes Tier. Wenn es schon mal steht, da kann es auch gleich von den Dornengestrüpp fressen. Die winzigen grünen Blättchen sind von Zentimeter langen spitzen und auch harten Dornen umgehen. Doch ein Dromedar muss  Leder im Maul haben und so streift er die Blättchen mit den Zähnen ab und die Dornen können das nicht verhindern.
Nähe am Fluss sieht es aus, als ob ich bis ins nächste Dorf   Hunder laufen könnte. Ein Schäfer treibt seine Herde über die Salzwiesen. Die Ziegen fressen selbst die salzverkrusteten Halme.  Der erste Hunger stellt sich auch bei mir ein und so gibt es 1/2 Packung Staubkekse für mich und die andere Hälfte für den Schäfer.  Weiter Richtung Hunder wird es immer sandiger, bis ich in einer Wüste voller Sanddünen stehe. Zehn Meter hohe Sandberge aus feinsten Quarzsand. Dazwischen kleine glasklare Salzseen.
Der Wind  treibt die Sandkörner in immer neue Muster und vergräbt ohne Probleme große Dornenbüsche. Und dazwischen schlängelt sich ein schneller, gut 50cm tiefer Flussarm. Die Dünen ziehen sich kilometerlang am  Fluß entlang und aus der nahen Felswand bringt der Wind immer neuen Sand .
Welch ein Bild. Am Horizont die Schneefelder und dann ein Fluß, der sich durch eine Sandwüste windet und Salzseen, in denen sich die Wolken spiegeln. Das auf und ab durch die Dünen ist unglaublich anstrengend und so manche Dünen schickt mich mit ihren losen Sand gleich wieder nach unten. 
Schade, das sich die Sonne nur ab und zu sehen laest.



Hunder   zeigt sich erst von seiner unschönen Seite. Die BRO (border road organisation ) hat hier ihr Lager und tausende leere Teerfässer stapeln sich zwischen den Unterkünften der nepalesischen  Straßenbauern. Auch das Militär hat hier ein Camp. Doch weiter im Dorf Hinweisschilder für bestimmt 50 GH, Zeltstädte und selbst Luxusherbergen. 
Das Dorf versucht mit viel Grün den nahen Dünen das vordringen zu erschweren. Am nördlichen Dorfrand das alte Hunder. Auch das hat eine Gompa hoch oben in den Felsen, überall weiß getünchte  Steintempel....
Erst will ich die Militärstraße zurück laufen, dann kommt aber doch noch die Sonne raus und ich mus zurück in die Dünen.
Jetzt kommen auch die Touri-Busse.
Es ist dunkel, als ich wieder in meinem GH ankomme. Die letzten Km stolpere ich mehr als ich laufe und mein Knie will schon lange nicht mehr...Der Strom wird gerade hochgefahren. Nach dem Navi bin ich gerade mal 30km gelaufen, die Dünenwanderung zählt aber mindestens doppelt.  Der feine Sand in Schuhen und Socken hat meinen Füßen arg zugesetzt.
Als der Blog im Tablet eingetippt ist es kurz von 21:00 .  Ob neben den Strom auch Internet noch paar byte für mich übrig hat?

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