Mi. 23.Okt Bhuj

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Mi. 23.Okt. Bhuj

Der Decken Ventilator  kannte nur die höchste Stufe und die war selbst mit Ohrstöpseln zu laut. Also feuchtes T-Shirt an und Ventilator aus. Als ich kurz nach sieben mein Zimmer verlasse, zeigt meine kleine Wetterstation 32 Grad,  draußen ist es aber kaum kühler.  Will  erstmal raus aus der Stadt. Wenn man dann aber immer in die  Gasse einbiegt, die interessant sein könnte, kann es sein , man läuft im Kreis...
In Bhuj gibt es eine muslimische Gemeinde, die ihren Glauben ziemlich anders praktizieren. Die Moschee ist voll mit Sarkophagen, in denen  wohl die Urnen oder Leichnahme  der Toten liegen.

Die übliche Ecke in einer Moschee Richtung Mekka mit der Uhr, um die Gebetszeiten nicht zu verpassen fehlt. Man betet leise zu/mit den den Verblichenen.  Leider sprach keiner der Muslime englisch.
Eine Familie töpfert , was die Scheiben hergeben.
Auf dem Markt sind zu Divali die kleinen tönernen Öl Schälchen der Renner. Am 27. werden die Lichter die ganze Stadt erhellen. Selbst der blinde Vater sitzt mit an einer Drehscheibe.
Seine Söhne müssen ihm nur ab und zu einen neuen Lehmbatzen auflegen.
Wenn man das nur leicht hügelige Land um Bhuj sieht, kann man es kaum glauben. An wenigen Stellen liegt goldhaltiges Lavagestein an der Oberfläche.
Ganze Familien zermörsern mit der Hand  Brocken um Brocken. Und wirklich, in der Waschpfanne , (wenn man es bringt ) glitzern winzige Staubkörnchen Gold.
Probieren auch mein Glück, bei mir schwimmt aber nur Lavastaub auf. Für die beiden Bröckchen auf meiner Hand hat der stolze Eigentümer 4 bzw. 5. Tage mörsern und waschen müssen.
( Kann mich an eine andere Indienreise erinnern, da hat ein Mann den Schlamm aus der Kanalisation nach verlorenen Gold und Silber Fußkettchen durchsucht )
Heute ist irgendwie mein Tag. Finde einer Ölmühle für Baumwollsamen (schmeckt etwas bitter)  
und eine Manufaktur für viel zu süße Erdnuss Leckereien (es arbeiten fast nur Kinder in dem Schuppen),
werde von einer muslimischen Familie zum Tee eingeladen
und muss eingestehen, dass sich selbst völlig zerfledderte Jutesäcke immer noch zu flicken  sind.
Paar km außerhalb von Bhuj schon fast tropische Vegetation.
Mit jedem Schritt durch das Gras schwirren fliegenden Heuschrecken auseinander. Sittigschwärme plündern die Hirsefelder und Rizinus wird wirklich im großen Stil angebaut....
In ländlichen Gebiet des Kuch leben noch Stämme, die in Bhuj nur zu ihrem Markt kommen. 
Nur durch dem Schmuck und ihre Kleidung sind mir mindestens zwei der Ethnien aufgefallen.  Nur wenn sie meine Kamera schon von weiten sehen, verhüllen sie ihr Gesicht. 
Und dabei sehen sie in ihren bestickten Kleidern , ihren silbernen Halsschmuck und ihren riesigen goldenen Nasenschmuck so toll aus.
Leute aus der Stadt sagen mir, der Nasenring ist reines Gold, entsprechend schwer, und damit der Nasenflügel nicht ausreißt, wird der Ring mit Kopfhaar etwas nach oben gezogen. Trotzdem ist bei den alten Frauen die Nase bis zum Mund herunter gezogen.
Der andere Stamm hat "nur" lange goldene Ohrgehänge.
Die Männer tragen nur ein einfaches Gewand in Braun oder Bordeaux.
Werde morgen nochmal zu diesem Markt laufen. Vielleicht hab ich Glück und es kommen noch Familien aus anderen Stämmen.  Die meisten der Kuch leben nördlich von Bhuj, nahe der pakistanischen Grenze. Dorthin kommen Ausländer nur mit einem speziellen Permit.
Kurz vor Sonnenuntergang widme ich mich dann doch noch den Touri-highlight von Bhuj. Am Hamiras Lake
liegt das seit dem Erdbeben 2001 zum Teil immer noch schwer beschädigte Ani-, Rrani- und Prag Mahal.



... Bin noch nicht bereit für Mumbai. Habe aber schon ein Ticket für den morgigen Nachtbus in der Tasche. Es geht nach Diu, einer kleinen, ehemaligen portugiesischen Insel im Arabischen Meer.


Ein Bild hab ich noch..
So sieht man nach 7 Wochen "Indien Intensiv" aus.

PS: Als ich in den Bus von Jaisalmer nach Gujarat einstieg hatte man mich gefragt, ob ich Alkohol im Rucksack habe? Hat dabei die Innenseiten der Handgelenke aneinander gehalten, was soviel wie Handschellen bedeutet. Habe dem aber keine Bedeutung zugemessen. In Gujarat herrscht aber bei Strafe Alkoholverbot. Beim  googlen über Diu,   welche nicht von Ahm, sondern Zentral von Delhi verwaltet wird dann die Erklärung. Viele Bewohner von hier fahren , speziell zu Divali  auf die  nahe Insel, um sich mal richtig zu betrinken und dann am Strand ihren Rausch aus zu schlafen.  Alk als touristischer Reisegrund...


24.Okt.
Die nächste heiße Nacht war endlich vorüber.  Habe in Gujarat zwei lokale Gerichte entdeckt, die ich kaufe, wenn sie irgendwo am Straßenrand angeboten werden. Das eine sind curcuma-gelbe  Reisgriesklümpchen mit Zwiebeln, Granatapfel Samen und irgendwas cross fietiertem, das andere eine Art Weizenbrötchen belegt mit einer heißen eingedickten Chili-Tomatensoße und Erdnuss Masse...
..Für den Markt der Kuch  war es wohl noch etwas früh, deren Dörfer liegen meist mehr als 30km nördlich von Bhuj. Werde es am Nachmittag noch mal probieren. Neben dem Markt ein großer Kuhstall. 
90% der Kühe der Stadt vagabundieren aber durch die Gassen und suchen auf den Müllhaufen nach Futter. So manche Plasiktüte wandert dabei mit in ihren Pansen...
 So laufe ich zum anderen Ende der Stadt. Dort liegen die Tempelruinen des alten Kuch Königreiches inmitten eines grünen Parks.  Bin völlig allein in der Ruinenstadt von der nur noch paar Sonnentempel und eine große Säulenhalle steht.


Streifenhörnchen spielen  zwischen den verstreuten Fragmenten und pfeifen nur Alarm, wenn ich ihnen zu nahe komme...Im Internet gibt es noch Bilder der Anlage auch vor dem Erdbeben. (CCATRIES von Bhuj)
In diesem Teil  von Bhuj gibt es auch mehrere Kolonien - eingezäunten Wohnvierteln der Mittelschicht. Aufpasser beäugen mich mit Mißtrauen, als ich durch das Tor laufe. Fremde sind hier eher nicht geduldet.
Wenn man in die Stadt kommt, leuchten einen die schneeweiße Tempelanlage der Jain  schon von weitem entgegen.
Die Jain sind eine streng hinduistische Glaubensgemeinschaft.
Der Tempel besteht aus kunstvollen Marmor Steinmetzarbeiten.

Hunderte Jainprister wohnen inmitten der Anlage. Die schweren Holztore werden erst  um  drei für Besucher geöffnet, für mich gibt es aber eine Ausnahme. 
Kurz nach drei kommen dann auch die Priester laut singend und betend an die kleinen Tore innerhalb des Tempels. Dahinter befinden sich die Bilder und Figuren ihrer Götter. Erst nach ihrem Gesang öffnet sich ein Tor nach dem anderen. Damit ist die Arbeit der Priester für heute getan und es ist Zeit um beim Erdnüsse abpuhlen zu ratschen...

Noch eine letzte Runde durch die Stadt.


..kann  in meinem GH noch eine kalte Dusche nehmen und die Akkus etwas nachladen. Dann bringt mich ein Pickup zum Bus. Es wird 14h dauern, denn wir müssen erst  zurück über den Golf von Kuch, bevor es nach Süden nach Diu geht.

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