27. - 31.Okt. Mumbai

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So. 27.Okt. nach  Mumbai


Die Fahrt bis Mumbai zog sich erwartungsgemäß. Die ersten Stunden ein Baumwollfeld nach dem anderen. Als dann die Nacht anbrach, nahm ich die Dörfer nur noch durch die Divali-Böller wahr. Früh 8h waren wir in Großraum Mumbai angekommen.


Mo. 28.Okt. Mubmai.
 Mumbai heißt eigentlich nur die Stadt, die  auf einer Landzunge ins Meer ragt und war früher eine Inselgruppe, die aber aus Platzmangel aufgefüllt und so mit dem Festland verbunden wurde.  12 Mill. Menschen sollen in, 21 Mill im Grossraum um die Stadt wohnen. Richtig viele low-budget Hotels gibt es nicht und die wenigen sind heute voll. Nach 2h Suche endlich doch ein Bett, nachdem ich andere wegen ihrem Zustand besser ausgeschlagen habe. von meinem GH sind es nur noch 5km bis zur Südspitze und auf den Weg  dahin liegt das "Gate oft India"...

und der Fischereihafen, 'ne Menge Kirchen und koloniale Bahnhöfe.
 


Wolkenkratzer, die meisten davon Luxus- Apartmenthäuser und Slums liegen dicht an dicht. Zur Zeit bekommt die Stadt auch eine Metro, deren Baustellen aber dem Verkehr auf den 2km breiten Landstreifen nun den endgültigen Rest gibt.
Das Gate oft India wird regelrecht von Besuchern belagert, obwohl es dafür keinen richtigen Grund gibt.


Der Fischereihafen ist kaum größer als der von Diu, dafür komme ich aber mittend in die Fischfabriken

und in andere Docks hinein. Obwohl die Fische frisch sind, die abgeschnittenen Fischköpfe liegen in allen Ecken und viele vergammeln schon deutlich länger. Es stinkt unglaublich und fette Ratten spazieren ohne Scheu zwischen mir und den Fischkisten. Ein Fischgericht in Mumbai ? erstmal nein Danke.
Wenigstens lässt ein kräftiger Wind die Luft erträglich und paar grüne Ecken tauchen auch immer wieder auf.
Das Victora Terminal, Mumbais berühmter Bahnhof



In der Stadt gibt es auch einen Tempel der  Parsen und Anhängern  von Zaratustra.

Leider ist der Zugang nur von Mitgliedern deren Sekte erlaubt.

Die Feueranbetern lassen als Totenritual ihre Mitglieder aufgebahrt von Vögeln  auffressen. Jedenfalls ist das in Delhi so.


... habe soeben ein Hostel ganz in der Nähe gefunden. Schlafsaal mit Aircon. Da verlasse ich dich mein Loch ( siehe folgendes Bild..)

und zieh  morgen früh glatt um. Ist schon gebucht.😀

Di. 29.Okt. Mumbai
Habe versucht die Nacht mit und ohne den viel zu lauten Lüfter zu überstehen. War eigentlich beides nicht möglich. Da der Check-In im neuen GH erst 10:00 war, blieb mir nichts weiter übrig, als im  "GoStops" etwas zu warten. Schlafe dann sogar in Aufenthaltsraum auf der Couch  noch mal ein... Zum Schluss dauert es mir dann doch zu lang. Ich schließe meinen großen Rucksack erst mal ein und tauche in den Docks unter.  Die alten Hallen sind fast noch alle als Speicher in Verwendung und mit Ballen, Kisten, Fässern gefüllt.
Nur kommen die Waren kaum noch von Schiffen. Trucks haben ihre Aufgabe übernommen.  Vor deren alten Toren haben die Docker und ihre Familien ihre Hütten, oft sogar zweistöckig.
Es gibt weder fließendes Wasser noch irgend eine Kanalisation.  Für die tägliche Notdurft gibt es am Ende der Straße hinter einem Baum einen übel stinkenden Abschnitt. Ziegen und Hühner teilen sich die Straße mit den Menschen.
Die Frauen waschen ihre Wäsche direkt auf dem Boden der schmutzigen Straße. Männer und Kinder stehen eingeseift vor den Hütten,
die Frauen verstecken sich zur Morgentoilette in den Hütten. Die alten Frauen sind schon dabei Chapati zu backen oder irgendwelches Gemüse zu köcheln.  Nach 1..2 Stunden habe ich jede Gasse der Docks gesehen und jedem der Bewohner ist der Exot aufgefallen. Westlich der Docks läuft die Eisenbahnlinie und dahinter beginnt das muslimische Viertel Mumbai. Ist nicht weniger interessant.
Hier wird mit allem und jedem gehandelt....
Selbst zu Mittag liegen die stinkenden Müllberge des letzten Tages noch auf der Straße. Irgendwann wird aber hoffentlich die tägliche Müllabfuhr kommen
und wie täglich bleibt der Rest eines feuchten, stinkende Schlammhaufen  mittend auf der Straße liegen. Wenn es dem ekelhafte Müllgestank nicht gelingt die Düfte der Straßenküchen zu überdecken, riecht es daraus exotisch lecker.
Dachte, dass ich in einem der vielen Reisebüros Infos über die Busse nach Goa bekommen könnte, es werden aber fast ausnahmslos religiöse Gruppenreisen incl. der Visa für die Länder angeboten, in denen es muslimische Heiligtümer gibt.

Selbst in Kashmir war es eher die Ausnahme, hier tragen
aber viele der Frauen eine Burkha.  Bin schon sehr  überrascht, als mich sogar eine Burkhaträgerin nach Rupies anbettelt.


Mein Plan für heute - einmal Mumbai von Ost nach West

und je weiter ich in die Stadt komme, desto moderner wird es....
Die West Magistralee Mumbais läuft parallel einer Uferpromenade die im Stadtstrand endet.
Ist wirklich lustig, wie sich einige Inderinnen mit Kleidern in die Wellen des Arabischen Meeres stürzen.
Ansonsten wird werden Selfies geschossen und die Händler scheinen nur Augen für mich zu haben.....

...bin mit dem heutigen Blog fertig,  starte ein neues Hörbuch und genieße die Kühle des Schlafsaales.


Mi. 30.Okt.

Die östliche Küste von Mumbai wird von großen Werften, der Navi und den Docks bestimmt. Meist ist da aber kein 'reinkommem. Also hab ich mir für heute den Nordwesten der Stadt vorgenommen.  Da irgendwo in dieser Richtung auch die beiden großen Busbahnhöfe liegen, kann ich mich gleich nach einem Sleeper nach Goa erkundigen. Obwohl Divali vorbei ist, ist in Indien für mindestens eine Woche noch Divali Reisezeit. Hatte gestern Nacht schon die erhöhten online Ticketpreise gesehen und an den Schaltern der einzelnen privaten Busgesellschaften bekomme ich dann auch die Bestätigung. Für die 14h bis Goa muss ich 5€ mehr als den angezeigten Preise außerhalb der Saison berappen. Reisen in Indien bleibt aber trotzdem lächerlich billig.
Am dritten Tag in Mumbai bekommt die Stadt von mir vor Kolkata und Delhi den ersten Platz von Indiens Millionenstädten. 





Die Stadt hat die Luft verpestenden Diesel -Rikschas verboten. Dafür gibt es tausende  kleine Hyundai und Suzuki Taxis, die deutlich sauberer sind. Auch das Plastiktütenverbot wird weitgehend eingehalten. Was nicht funktioniert ist die Angewohnheit jeglichen Müll und Unrat einfach irgendwo fallen zu lassen.
Zwar fegen früh die Frauen den Müll und Abfall etwas zusammen und andere Frauen türmen die kleineren Haufen zu Müllbergen mittend auf den Straßen auf.



Nur kann oder will die städtische Müllentsorgung die Berge nicht täglich abholen und so läuft in der Hitze nach paar Stunden eine stinkende Jauche heraus und weiter über die Straßen.

Und noch ein Riesen Plus für Mumbai,  die sonst überall frei herum laufenden Kühe gibt es hier nicht. Die wenigen Stadtkühe sind angebunden und werden gefüttert, zerwühlen also nicht auch noch die Müllberge.
Die Slums von Mumbai, sie sollen die größten in ganz Asien sein
und manche Schätzungen sprechen von 50% der Stadtbevölkerung, die in solchen Baracken Städten wohnen.
Nirgends habe ich moderne Wolkenkratzer so Nahe an den Slums gesehen. Sie tauchen einfach überall auf.
Wenn ich durch sie streife, bin ich schon etwas aufmerksamer als sonst. In den größeren kann es schon passieren , daß ich durch stinkende Gassen waten, in die kaum Licht fällt und manchmal enden diese Gassen an einer Mauer oder an der Toilette des Slums. Meist warnen mich aber die mir überall hin folgenden Kinder vor solchen Irrwegen.
Die Slums von Mumbai. Es gibt keinen Randstreifen der Bahn und keine Mauer der Docks wo sie nicht existieren und natürlich unter jeder Hochstraße sind sie vorhanden. Aber auch so manches wohl einsturzgefährdete Haus dient weiterhin als Unterkunft.
Und trotzdem,  fast jede Hütte hat, wenn es sonst auch an allem fehlt, eine Stromanschluss.

In einer der westlichen Buchten von Mumbai liegt eine Insel mit einer Moschee und der wohl besten Sicht auf sie Skyline der Stadt.
Zu der Insel führt ein Steg, aber nur bei Ebbe. Diejenigen, die beginnende Flut zu lange ignorieren, werden regelrecht vom Wasser gefangen.
Am Nachmittag klettert mein Thermometer auf die 38Grad zu, der stetige Wind lässt es aber grad noch aushalten. Nur gut, fast jeder Straßenstand bietet auch gekühltes Wasser an. Wie müssen all die muslimischen Frauen unter ihren schwarzen Kleidern schwitzen.

Do. 31.Okt.
Will heute versuchen Dharavi  das größte Slum Asien zu finden. Es soll ca 15 km nördlich von meinem Hostel liegen. Die erste Herausforderung ist, mit der S-Bahn dahin zu kommen. Ist zum Schluß doch ganz einfach und kostet nicht mal 15cent. S-Bahn fahren ist hier nicht ganz ungefährlich. Die Türen werden nicht geschlossen und an der Haltestangen vor dem Ausgang hängt eine ganze Menschentraube. Die gilt es erst mal zu überwinden, bevor man in den Wagon gelangt.

Finde mit dem Navi einen Bahnhof ganz in der Nähe von Dharavi.  Wo andernorts auf der Google Maps Straßen und sogar Häuser eingezeichnet sind, zeigt es hier nur ein Wirrwarr  von Strichen und Punkten. Das Slum ist eine Millionenstadt in einer Millionenstadt,
begrenzt von den Bahngleisen und einer Hauptstraße. Die Außengrenze bilden hunderte kleiner Läden , danach geht es in den Dschungel der Hütten.
Im Slum gibt es fast alles, was eine Stadt auch hat.



Apotheken und Tempel, Ziegen vor den Hütten

und aus den Backstuben duftet es nach frischen Milchbrötchen. Selbst ein Molkerei, beheizt mit feuchtem Holz verqualmt das Slum. Wer nicht eine Straßenküche betreibt,
sitzt vor einer Nähmaschine und verkauft seine eigene Creation.  Folge einem Briefträger durch das Labyrinth und er findet auch hier drin den Adressat und legt die Post vor der Tür ab.
Selbst ein NCR Geldautomat findet sich...
 Eine christliche Hilfsorganisation lockt die Kinder mit viel zu süßen Softdrinks in ihre Kirche, wo es neben etwas Unterricht auch eine Predigt gibt.

Die Stadt hat vor Jahren paar mehrgeschossige Wohnhäuser in das Slum gesetzt. Heute stehen sie leer und sind verschlossen und vergittert.
Streife so mehrere Stunden durch die dunklen Gassen.
Lonely Planet schreibt " das Slum nur mit guide besuchen und auf keinen Fall fotografieren!"  Kann beides nicht bestätigen. Hier leben Menschen wie überall in Indien und sie sind freundlich. Bin heute der einzige Tourist in Dharavi.

Muss an das Buch Shantaram von  Greg Roberts denken, der mehrer Jahre hier lebte. Das heutige Dharavi hat nicht mehr so viel mit dem Slum aus seinem stark autobiografischen Roman zu tun....
Hatte am ersten Tag in der Stadt schon unbewusst  Teile des Victoria Bahnhofes gesehen.  Will am Nachmittag noch mal  dort hin. Ist immerhin Weltkulturerbe und könnte sogar irgendwo in London sein....





Das ist kein Bahnhof sondern eher eine viktorianische Palaststadt inmitten verstopfter Straßen..

Auf den Weg zum Hostel treffe ich paar russische Streetworker die mit Straßenkindern spielen.
Da ich jetzt S-Bahn erfahren bin, nehme ich diese um zu meinen Nachtbus zu kommen.   Da ich zu zeitig bin, Ruhe ich mich in einer Kirche aus und komme dabei gleich noch zu einem poppigen Gottesdienst.

Da der Bus wegen den Metro-Bauarbeiten nicht bis zu meinem Busstand fahren kann, packt mich der Ticketverkäufer auf sein Motorrad und wir düsen durch die abendliche Rushhour zum neuen Startpunkt.

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