1.- 6. Nov. Goa


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1.Nov.  Goa

In der Morgendämmerung begann die Straße zu steigen und zu steigen. Dann überquerten wir einen Pass und vor uns ein Tal voller Dschungel und Tafelberge. 
Noch darüber thronte ein buddhistischer Tempel.
Werbeplakate am Straßenrand zeigen neben Tigern andere Wildtiere, die wohl hier in dem Nationalpark leben sollen. Dazwischen vereinzelt kleine Dörfer und Reisfelder. 
Je weiter wir nach Süden kommen, desto mehr übernehmen Kokospalmen das Landschaftsbild. 


In der Nacht hat es geregnet. Was für eine frische Luft....  Erst gegen 16:00  und über 600km von Mumbai entfernt ist Panaji, die Hauptstadt von Goa erreicht. Ist eher ein Städtchen mit etwas über 40.000 Einwohnern. Frage mich, ob es eine gute Idee war, ein Hostel am südlichen Ende von Goa zu buchen, denn bis dahin sind es noch mal 100km  und weder ein direkter Bus oder Zug geht nach Palolem.  Dann doch ein Bus, wenigstens bis Margoa, auf halber Strecke. Der Norden von Goa ist zerfurcht von Buchten und bei Flut stehen große Gebiete im Brackwasser. So wird der neue NH66 hauptsächlich auf Stelzen gebaut. Dort wo Vasco da Gama das erste mal indischen Boden betreten hat, existiert heute eine gleichnamige Stadt.  Von den weißen Stränden ist von der Straße aber nichts zu sehen. Dafür gibt es in Margoa doch noch ein Bus weiter nach  Süden nach Canacona und das ist ja schon fast mein Ziel. Es gibt jetzt kaum noch Dörfer, dafür aber Dschungel.
Das könnte eine schöne Moped Tour werden. Die Sonne geht gerade unter  als ich mein Hostel endlich erreicht habe. 23h Busfahrt sind erstmal genug. Hatte nur für eine Nacht gebucht. Für die morgigen Nacht ist aber kein einziges Bett mehr frei. Die jungen Leute an der Rezeption bieten mit aber eine kostenlose Matratze im Vorhaus an oder ich kann auch auf dem Sofa im Garten schlafen.  Das wird sich alles morgen ergeben. Für übermorgen ist dann wieder ein Schlafsaalbett frei. Das wird dann meines. Die Gäste bunt gemischt und vor lauter erzählen ist es schon wieder zehn geworden. Jetzt aber schlafen.


Sa. 2.Nov. Goa ist schön
Was soll ich da noch schreiben... Bin den halben Tag am Meer lang gelaufen ( dabei hätte mich die einsetzende Flut fast auf einer  Gruppe Klippen für die nächsten Stunden eingeschlossen) ,um dann ins Hinterland abzubiegen. Schaut euch einfach die Bilder an....















Zurück im Hostel waren paar Leute dabei für alle zu kochen ,

anderen spielten UNO und da Goa der einzige indische Bundesstaat ist, in dem Alkohol kaum besteuert ist (hat somit nur ca. 1/3 des üblichen Preises) stand auch eine Flasche Whisky (für alle) auf dem Tisch.
Zum Schluss hatten sich mehrere kleine Grüppchen gebildet. Es wurde geschwätzt, gelacht und gesungen. Viel internationaler konnte die Gruppe kaum sein.  Habe mir die Gitarre einer Spanierin ausgeliehen und seit Monaten endlich wieder mal geübt. Eine junge Vietnamesin, in Dresden geboren verdreht mit ihrer lustigen Art der Hälfte der Männer den Kopf. Komme mit einem Kanadier ins Gespräch, der plötzlich in einen altdeutschen Dialekt fällt. Die Leute in seiner Gegend sprechen auch heute noch dieses Deutsch, aber bald müssen wir zurück ins English fallen, den sein Deutsch ist noch schlimmer als Niederbayerisch. Das Küchenteam hat indisch/israelisch gekocht. Zum perfekten Hummus fehlte nur noch das Olivenöl. Das ist hier, wenn überhaupt zu bekommen, aber fast unbezahlbar. Es war, als würden wir uns schon ewig kennen und obwohl ich der "Grand Pa" war, gehörte ich einfach mit dazu. Ab 23:00 ist aber auch hier in Ort Ruhe.  So stand die Option, entweder in eine nahe "Silence Party"  - ist eine Party, in der alle die Musik über Kopfhörer hören, oder doch runter zum Strand.   Die 800rs Eintritt zur Silence Party ließ den Strand gewinnen. Da es inzwischen schon weit nach Mitternacht war, klinke ich mich aus. Wenn ich früh genug aufwache will ich in paar Stunden, wenn die kleinen Fischerboote von ihren morgendlichen Fang kommen  am Strand sein. ..
Glaube heute werden meine Sandalen endgültig ihren Geist aufgeben.  Das Klippen klettern heute hat ihnen den Rest gegeben. Vielleicht gibt hier im Dorf aber einen Schuster.

3. Nov.
Nichts neues.
Wollte eigentlich noch in einen anderen Ort auf Goa. Bleibe aber länger hier im "Lost Hostel", zumal es das beste (alle Buchungsportale voten  es mit mindestens 9.6 von 10 Punkten), relaxte  und günstigste (ich bezahle fürs sauberes Bett mit Aircon und heißer Dusche ca. 4€ (- oder schlief, als es voll war umsonst im Garten) Hostel in ganz Goa ist und man kann  zu Fuß gleich 4 Strände erwandern ...
Und ein kaltes Bier am abend ist nach einem Tag voller Nichtstun auch nicht schlecht.
..
4.Nov.
...so faul geht es nicht weiter.  Leihe mir ein brauchbares Mountainbike aus und ab geht es Richtung Süden. Die vielen, oft kilometerlangen Sandstrände werden immer wieder durch Buchten, die tief ins Hinterland gehen, unterbrochen.
Die Brücken des fast fertigen Highways, der 500m hinter der Küstenlinie fast gerade nach Süden verläuft,  kürzen aber die Umwege zum nächsten Strand ziemlich ab.
Wenn am Strand in Palolem vielleicht 100 sonnenhungrige zu finden sind, bin ich schon am nächsten Strand völlig allein.
Da noch Ebbe ist, ist auch der feine Sand an der Wasserlinie fest genug und mit dem MTB noch befahrbar. Was für ein Spaß, mit dem Rad durch das rücklaufende Wasser zu fahren um dann doch vor der nächsten Welle zu fliehen.




Ein junger Kugelfisch war zu mutig und liegt nun nach Wasser schnappend am Strand.
Als ich ihn etwas Richtung Wasser rolle, streckt er mir seine giftigen Stachel entgegen. Außerdem landet er mit der nächsten Welle wieder auf dem trocknen. Erst als ich in vorsichtig wirklich ins tiefe Wasser trage,  beginnt er wieder zu schwimmen.
Am Ende des nächsten Strandes, zwischen großen roten Felsen ist endlich mein Badeplatz.
Habe so viele unnütze Sachen im Rucksack, für eine Badehose hat es aber nicht gereicht.  Die wird ausnahmsweise hier aber nicht gebraucht...

Hier in Goa näht man die kleineren Boote zusammen. Hab ich aber auch schon auf Sri Lanka gesehen..

Der nächste Strand und nur 2 junge Europäer haben es auch bis hierher geschafft. Eine Lagune dient paar Fischerbooten als sicherer Liegeplatz.
Ein winziges Restaurant, eigentlich nur eine Küche unter einer Plastikplane.  Frage, was sie mir zum Essen kochen könnten ? Es wird veg. Thali, also Reis mit Dahl und Gemüse. Suche mir sogar in der Küche noch mein Gemüse aus (bitte viel Garlic). Da noch nicht einmal der Reis vorgekocht ist, spiele ich in der nächsten halben Stunde mit den Kindern Ball und wir blödeln rum.
Das Pärchen von vorhin kommt auch.  Sie sind Weißrussen und probieren das erste mal in ihrem Leben Austern.  Ob sie gewußt haben, was sie da bestellt haben? Zum Schluss würgt nur er das glitschige Muschelfleisch herunter...
Mein Navi meint, daß das der letzte Stand von South-Goa war. Bin inzwischen schon über 30km von Palolem weg.
Also ab ins Hinterland.
Das nächste Dorf und eine pompöse Geburtstagsfeier zum 21igsten von Mamas Liebling.
Manche Hochzeit ist da einfacher...

Es ist einfach ein Traum. Radle an Flüssen entlang und durch richtigen Dschungel.
In einem Dorf schlägt eine Horde Languren vor mir Alarm und bringt sich dann  in den Palmen in Sicherheit.
Es wird Zeit umzudrehen.
Auf einer der neuen, noch nicht freigegebenen Highway Abschnitte beaufsichtigt ein indischer Ingenieur unterm Sonnenschirm, daß die Frauen die Straße auch ja richtig kehren. Nenne ihn " worse then a colonialist", ...er versteht schon, zuckt aber nur mit den Schultern.
(Zu der Sprache hier in Goa: sie klingt in vielen Worten dem portugiesisch doch schon ähnlich und portugiesisch bleibt für mich die wohlklingenste Sprache in Europa).
Die letzten paar km radle ich laut singend durch die Dörfer und ernte ausnahmslos lachen dafür.
Zurück im "Lost Hostel".  Reserviere mein Bett 2 weitere Nächte, aber hole mir für übermorgen Nacht dann doch ein Bus-Sleeper Ticket nach Hampi.
Auch das gibt's in Goa. Candlelight-Dinner am Strand...

Di. 5.Nov.
Aus dem Wetterleuchten gestern Abend  hat sich ein ausgewachsenes Gewitter gebildet. Heute früh aber wieder blauer Himmel und Sonne pur.
Da mein Mountainbike vor der Tür steht,  geht es schon kurz nach sieben erstmal nach Süden.

Die kleinen Fischerboote kommen eines nach dem anderen vom Fang zurück.


Was sie gefangen haben ist nicht viel, vielleicht eine Waschschüssel voll je Boot und bis auf die paar wenigen Seezungen nichts richtig gutes. 

Viele kleine Haie und noch mehr Krabben sind darunter, trotzdem warten und hoffen die Fischfrauen und paar Restaurantbesitzer auf jedes einzelne Boot.

Wenn der Fang die 3...4 Mann Besatzung ernähren soll, bleibt da nicht viel.

 Eine Stunde später bin ich auf dem Morgenmarkt von Canacona.


Neben vielen unbekannten werden Mini- und Micro-Kartoffeln, die kleinsten nur kirschgroß angeboten.





Probieren ein Gewürz, dass an eine Dolde grünen Pfeffer erinnert. Im ersten Moment weiß ich nicht, was da passiert, aber es ist, als ob Strom durch die Lippen fließen würde. Nicht mal scharf und als ich die Lippen ablecke fließt der auch Strom durch die Zunge. Fast eine halbe Stunde dauert der Spuk. An welches Gericht kann man so ein Zeug nur tun...
Das Gewitter hat einige fast reife Reisfelder halb unter dem Schlamm begraben und die Bauern versuchen zu retten, was zu retten ist.

Nördlich von Palolem gibt es Strände mit so tollen Namen wie Butterfly, Cola  und den Strand in meinem Nachbarort Agoda.   Nur sind dazwischen Steilküstenabschnitte und das heißt jedes mal erst 100 Höhenmeter mit dem Bike hoch klettern. 
Der Cola Strand hat gar keine Zufahrt und so schleppe ich mein Rad erst über die Felsen nach unten und dann über eine Klippen nach oben. So hatte ich mich dass nicht vorgestellt. Die Pfade zu den Stränden sind durch das Gewitter voller Schlammfelder.
So passiert, was passieren muss, die Kette springt herunter und ich verbiege den Umwerfer. Da hilft nur noch schieben. Wenigstens kann ich das Rad später noch etwas waschen...
Am abend sind dann über 50km Strecke auf dem Navi, wobei ich bestimmt 15km geschoben habe.   Auch kommen die Strände nicht annähernd an die südlich von hier heran.  

In der Kirche von Canacona eine Trauung. 

Dass lass ich mir nicht entgehen...
Bin ich froh, als ich endlich im Hostel ankomme. Außer Klamotten waschen passiert heute nichts mehr.


6.Nov. Last day Goa
Selbst jetzt, außerhalb der Monsunzeit lassen die nächtlichen Gewitter alles üppig grün bleiben. Auch wenn ich mein Bett räume, bleibt mir heute ein weitere Tag am Strand....
Nach 3 Stunden halte ich das faule herum liegen aber nicht mehr aus. Das nördliche Ende des Strandes von Palolem  wird durch ein Backwater von der nächsten Bucht und einer kleinen Insel getrennt. Nur bei absoluter low-tide kann man das Wasser durchwaten.


Sind nicht viele, die sich laufend durch das sandtrübe Wasser auf die andere Seite trauen.  Hier stehen auch die Yoga-Zelte, in denen paar der Mädchen aus meinem Hostel ihren Kurs machen.  Yoga wird überall angeboten, nur sind es ausnahmslos Nicht-Inder die sie buchen. Von den Goa Besuchern sind aber mehr als 80% Leute hier vom Subkontinent.  Yoga ist hier wohl eher Touristen- Chick als Teil der indischen Religion. 
Auf meinem Busticket steht als Startpunkt der alte Busstand in Canacona, kenne aber nur den neuen Busbahnhof. So hab ich einen Grund am Nachmittag noch einmal in die 2km entfernte Stadt zu laufen



um heute Nacht nicht durch den Ort zu irren zu müssen.

Vor der Kirche eine neue Hochzeits-Deko und kaum eine Stunde später kommt auch die Hochzeitsgesellschaft. 


Hätten die Gäste nicht ihre dunkle Hautfarbe, könnte man glauben in einer deutschen Kirche zu sitzen.
Abends dann wieder das tägliche Gewitter...

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