15.- 18. Nov. Kochi

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Fr. 15.Nov. Fort Kochi

Bangalore verabschiedete sich von mir mir einem kräftigen Regen. Der Greenline Bus, der mich die nächsten 500km weiter bringen wird, war der beste, den ich bisher je in Indien erlebt hatte. Selbst die Liege war mit einem weißen Bettuch frisch bespannt und eine Verpflegungstüte gab es auch noch....
Die Fahrt nach Süden ging erst durch "Electronic City" der IT Sonderzone, aber auch danach ging es fasst noch 20km weiter an den Niederlassungen von vielen Weltfirmen vorbei... Dann holt mich aber der Schlaf ein.
Kochi oft auch Cochin geschrieben besteht aus mehreren dem Festland vorgelagerten Landstreifen und Inseln.
Der eigentliche Küstenstreifen ist unspektakulär und bis auf einen kleinen Stand durch ein Bollwerk von Steinen gegen die Flut geschützt. Fort Kochi, die alte portugiesische Halbinsel ist dabei das Schutztor  für die Häfen , die in der zweiten und dritten Reihe im Land liegen. Diese Blackwater sind voller schwimmender Wasserpflanzen und diese treiben bei wechselnder Tide wie in Wirbeln durch die verbundenen  Salzwasserseen.
Mein Bus fährt schon paar km vor der Stadt direkt an der modernen Metrotrasse entlang, die hoch über der Stadt schwebt.
Dann laufe ich aber die letzten 5km bis zur Fähre nach Fort Kochi, auch um mir einen ersten Eindruck von der Stadt zu verschaffen. Für 5 cent schippert man mich dann in das alte Kochi.
Habe noch im Bus gemerkt, dass ich mein  Hostel erst für morgen Nacht vorgebucht habe. Bei der Menge günstiger Homestay aber kein Problem auch heute früh noch etwas zu finden.
Ein Inder, der mit mir eingecheckt  hat, sucht auch ein Rad zum leihen, kommt aber nach einer Stunde mit einem Scooter und der Idee zurück, einen Toddyshop mit Fischrestaurant  ca 20km von hier zu besuchen. Ohne Navi keine Chance das zu finden, ich lotse uns aber  mit Google-maps über die vielen Brücken und winzige Gassen hin. Muße am Ziel feststellen,  daß ich  Fußgängermodus eingeschaltet hatte😄.
Das Lokal voll von Einheimischen, das teuerste Fischcurry nur 200rs
und zum Toddy (Palmwein gezapft erst heute morgen) gibts ein Teesieb, um die restlichen Insekten noch heraus zu fischen. 
Von solchen Restaurants  können die Touries nur träumen.... Um noch weiter nach Süden zu fahren ist es schon zu spät, also doch Touri-Zone mit der Hafeneinfahrt, den riesigen chinesischen  Hebenetzen 
und dem verdreckten kleinen Strand.
Die Hebenetze bleiben oben, da niemand bei der jetzigen Ebbe das Grünzeug wieder heraus fischen will. Paar Fischerboote bringen dann aber doch über 10 geangelte Kingsfische,  (Gelb-Makrelen?) viele über einen Meter lang und mehr als 10kg Gewicht.
Für die kleinen wollen sie je  80€ von den Köchen, die beim Abendeinkauf sind....



...morgen ziehe dann ins "Tom & Cherry"  , erstmal aber die tropische Nacht überstehen.


Sa. 16.Nov  Kochi
Mein neues Hostel ist wirklich winzig und nicht mal auf der Straße kennen es alle Leute. Da niemand da ist, lege ich meinen Rucksack einfach auf ein freies Bett und verschwinde wieder.
Kochi ist wirklich die Stadt der Kirchen

und Heiligen und ist sogar Bischofssitz.
Heute sind auch die chin. Hebenetze in Betrieb. Bis 600x ziehen die Fischer das Netz täglich aus dem Wasser.
Das macht richtige Schwielen an den Händen. Ist natürlich das Fotomotiv von Kochi und die Netzheber versuchen nebenbei paar Foto-Rupies zu er betteln.
Scheint fast so erträglich wie die wenigen Fische im Netz, zumal die Reiher auch auf den mageren Fang warten. An einem der Netze sind die Heber nur noch Statisten. Sie tun so, als ob, aber in der Hütte daneben treibt ein Elektromotor die Winde. Dafür gibts dort auch eine Touristenfänger...
In Kerala gibt es noch eine Schar aktiver Ur -Kommunisten.  Da werden Marx Schreine verherrlicht und Che Sprüche auf Wände geschmiert. Selbst Lenin wird mit einem Platz wieder belebt...

Finde endlich auch einen Verleih für Räder. Damit  lässt sich sich alles doch viel besser erkunden.  Ein Plakat wirbt für Kathakali, dem klassische Tanztheater in Kerala.
Wenige Tickets sind noch zu haben und schon ist mein Abend verplant.
Aber erstmal geht es  in die alte Speicherstadt von Kochi.
Selbst heute legen noch Schiffe direkt hinter
den Speichern an um hauptsächlich Reis und Gewürze zu laden. Andere Hallen sind voll mit Tabak und Kautabak wird schnell noch mal nachgetrocknet.

Ein  Hänger voller Chilli Säcke steht auf der Straße.
Selbst sie Docker  haben dann beim abladen mit dem feinen Chili Staub zu kämpfen, mir treibt es gleich die Tränen in die Augen.

Bei den Frauen, die Pfeffer sieben, bevor ein in Säcken verschwindet, ist es nicht viel besser.
Da ist die Halle eines Ingwer-Händler schon eine Wohltat...

Aber auch Kunsthändler und Edelrestaurants  haben die alten Speicher für sich entdeckt.
Komme ein ganzes Stück in den Süden von Kochi,  muss dann aber umdrehen. Will ja meine Theatervorstellung nicht verpassen.


Da ich einer der ersten Besucher bin, erlebe ich auch das Schminken der Künstler mit. Das passiert ganz öffentlich auf der Bühne
und ist mindestens genau so interessant wie die spätere Performance.
Eigentlich ist es viel mehr als schminken, denn mit Paste werden Masken ins Gesicht moduliert.
Fast eine Stunde dauert die Vorbereitung, bis auch der letzte feine Farbstrich in der richtigen Stelle sitzt. Eine kurze Einführung über die Geschichte des Tanzes und aus welchen Steinen die leuchtenden Farben hergestellt werden, dann  geht es los. Zwei Musiker und ein Sänger begleiten den Tanz.
Oftmals ist es mehr eine Pantomime der Augen und des Gesichtes,
später auch der Hände und Fingerspiele.
  Der Tanz wird nur von Männer getanzt, stellt aber auch Frauen dar. 


Zum Schluss noch ein wilder Kampftanz.... Nach 2h stürmiger Applaus.
Hat etwas von der chinesiche Oper, die ich mir mal angesehen hatte,  die Musik aber viel mehr mein Ding...
Hole mir gleich noch ein Ticket für morgen abend zu einem klassischen Sitar Konzert.
Seit fast einer Stunde tobt ein Tropengewitter. Glücklicherweise tropft es bisher nur aufs Nachbarbett aber wer weiß...


So. 17.Nov. Kochi
Nach dem heftigen Gewitter letzte Nacht ein schwül heißer Morgen. Ein Schwede, der sein Handy gecrashed hat, jammert mir seit gestern abend die Ohren voll. Ein unsympatischer Kerl. Da sind die beiden indischen AirCon Techniker aus dem Nachbar Betten schon viel lustiger...
 Nur paar Meter neben dem  T&J Hostel an der St Jude Kapelle spielen Kirchenmusiker ab um 8:00 mit Trompete , Klarinette und Trommeln zum Gottesdienst auf.   Der Sonntags Gottesdienst ist in der ganzen Stadt ein muss. In kaum eine Kirche haben die Besucher alle drinnen Platz und so wird auch draußen zelebriert.
Es gibt Straßen, die auf 300m gleich 3 Kirchen haben.


Alle voll, den jeder hat seinen Lieblings Heiligen. Da wird im Wettstreit gesungen und gebetet. Trotz der Schwüle, vor 12:00 ist nirgends das letzte Amen gesprochen....
Da es aber auch viele Muslime und Hindus gibt,  sind die meisten Läden trotzdem geöffnet. 
Ich will aber nach Willingdon Island radeln, stellt sich aber als Fehler heraus, Die ganze Insel wird von der NAVY oder von Warehouses belegt und diese Gebiete sind nicht öffentlich.  Also zurück nach Kochi und weiter nach Süden.  Eine muslimisches Hochzeitsessen und wie üblich von Braut und Bräutigam nichts zu sehen.  Zum Reis gibt es eine süß scharfe Dattelsoße. Vegetarisch kann so lecker sein.
Die paar  Hebenetze am Fort sind nichts gegen die vielen die hier in den Backwaters stehen.
Sind bestimmt hundert  und modern aus Stahl und Alu. 
Nur 10min später die nächste große Feier, diesmal eine Taufe.
Der Küstenstreifen von Kochi ist auf seine vielen Km ohne Ausnahme durch eine mindestens 3m  hohe geschichtete  Granitblock Mauer befestigt.
  Die Häuser auf der Landseite liegen heute aber nicht mal 10m dahinter  und nur 50cm übern Meeresspiegel. Einige sind direkt auf dem Sand des ehemaligen Strandes gebaut. Die Mauer könnte erst nach dem letzten Tsunami gebaut worden sein?.... Positiver Nebeneffekt. Die Mauer hält auch den menschlichen Müll vom Meer fern.
Vor dem Konzert gebe ich noch mein Rad ab, denn morgen früh will ich weiter nach Alappuzha. Das liegt schon auf der Höhe von Sri Lanka und wird mein südlicher Wendekreis.
War gestern das Theater fast ausverkauft,  sind heute nur 10 Besucher gekommen. Es gibt Sitars mit unterschiedlicher Anzahl von Saiten. Unser Künstler hat mit einer 20-saitigen das größte Modell.
Begleitet wird er von einem Tabla Spieler. Für mich ist dieser aber noch ein größerer Virtuose auf seinem Instrument.
Mit nicht zu begreifender Geschwindigkeit entlockt er dem Trommelfell unterschiedlichste Tönen. Wegen mir hätten sie die ganze Nacht spielen können. 
Da so wenige Besucher da waren, durften wir nach der Vorstellung auf die Bühne und selbst einmal schlagen und zupfen. Über die Hälfte der Sitar Saiten werden dabei gar nicht angeschlagen, sondern sie schwingen einfach nur auf Obertönen andere Saiten.  Wenn man die Augen schließt, werden so scheinbar mehrere Instrumente aus einer Sitar...

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