18.-21.Nov. Alappuzha

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Mo. 18.Nov.  Alappuzha

Trotz der auf Hochtouren laufenden Ventilatoren war es heute Nacht im Dormit wieder unerträglich stickig heiß. Bin schon ewig wieder wach, warte aber mit dem aufstehen bis  von irgendwo ein Muiizin das erste mal ruft. So steh ich dann auch schon um sechs am Busbahnhof. Muss gar nicht erst aufs Festland, um nach Alappuzha zu kommen, denn der Bus fährt nur 5km von hier entfernt ebenfalls vorbei. Ein Tuk Tuk bring mich zu der Haltestelle  und als die Sonne aufgeht sitze ich schon im Bus... War ja leichter als gedacht.
Alappuzha wird auch das Venedig Indiens genannt. Und schon beim durchfahren der Stadt überall Kanäle mit Passagierbooten drin. Um den schwimmenden Müll von den Hauptkanälen fern zu halten, sind die "Müll Kanälen" aus den Wohnvierteln  mit Netzen abgetrennt. Das Wasser ist aber trotzdem schlammig schwarz und lädt nicht gerade zur Bootstour ein.
Mein GH liegt einmal quer durch die Stadt und nach Beschreibung auf booking.com nur 250m vor den Strand. Noch sitzen auf dem Weg dahin hunderte Reiher auf ihren Schlafbaum. Die Straße darunter ist weiß von deren Kot und und halb verdauten Fischen. Ist pure Glückssache das ich ohne einen Reiherschiß darunter hindurch komme.
Hatte gestern noch schnell im Deja Vu ein Bett gebucht. Als ich davor stehe, kann ich es kaum glauben. Nur einen Eur teurer als dass "Tom &Jerry"  aber nur 3 Betten im Schlafsaal, AirCon und frisch bezogene Bettwäsche.
Und bis jetzt hab ich den Saal sogar  für mich allein.
Mir knurrt etwas der Magen und so laufe ich erstmals durch die Stadt um irgend eine Straßenküche zu finden.
Es werden dann paar frittierte Teigtaschen gefüllt mit scharfen Bananencurry und da der Appetit beim Essen kommt, gleich noch  20 Minibananen dazu, kaum länger als 5cm  und statt einer Schale hat diese Sorte nur eine dünne, gelbe Haut.
Der Teil von Alappuzha, den ich  durchlaufe ist ziemlich locker bebaut und voller Bäume und Palmen.


Am Fischmarkt werden frische Thunfische angeliefert. Die großen bringen über 30kg auf die Waage und müssen ein Vermögen wert sein.
Aber auch mehrere Barsche mit  knapp 25kg liegen auf dem Anhänger.
Jetzt will ich aber auch mal den Strand sehen. Er ist kilometerlang, dass ich weder im Norden oder Süden das Ende erkennen kann und meist sogar weißer Muschelsand.
Eine Sandbank, wenige Meter draußen im Meer lässt die Wellen auftürmen.
Gereinigt wird hier nichts, aber der Müll hält sich in Grenzen. 2km südlich liegen mehr als 50 Fischerboote auf dem trockenen. Die Fischer dösen vor sich hin oder spielen Karten.


Erst am abend werden sie wieder aufs Meer hinaus fahren. Dieser Strandabschnitt ist der Ihre. Eine tote Schildkröte, schon 50cm groß, war wohl trauriger Beifang.
Noch kommen die Krähen aber noch nicht durch die ledrige Haut an ihr Fleisch. Nach weiteren 2km versperrt die  Einmündung eines Flusses meinen Weg und ich biege in die Fischerdörfer direkt hinter den Booten ein. Mir werden einfach nur so zwei Kokosnüsse geknackt
um mir danach ein Glas Kokoswasser zu spendieren.
Gegen fünf  machen sich die ersten Boote wieder bereit zum nächtlichen Fang.
Will morgen früh,  wenn sie gegen neun zurückkommen unbedingt am Strand sein.

Erst kurz vor Sonnenuntergang füllt sich der Strand. Die alten verrosteten Landungsbrücken -jetzt voller Vogelnester- sind der beliebteste  Selfie Hintergrund.

Obwohl mein Rückflug langsam immer näher kommt,  entschließen ich mich 3 Tage hier zu bleiben und nicht nur wegen des Wohnkomfort im GH.

Di. 19.Nov.
Die Fischerboote kommen wirklich ab 9Uhr eins nach dem anderen von ihrer nächtlichen Tour zurück.  Am Strand steht schon eine Gruppe Männer, um die Boote auf's trockene zu hieven.
Untergelegte Gummistreifen unterm Kiel machen das überhaupt erst möglich, trotzdem ist das eine echte Plackerei. Der Fang bei allen eine Katastrophe. Paar Shrimps und paar kleine Fischlein. Und das bei allen Booten. Einige haben ihren Fang gleich wieder über Bord geworfen, trotzdem müssen die Netze für morgen wieder vorbereitet werden.

Mit wenigen Brocken Englisch erfahre ich, das auch Fischer aus Somalia, Äthiopien und Sri Lanka mit in den Booten sitzen. Von den vielen Booten am Strand waren heute nur ein viertel auf dem Meer. Die anderen haben wohl schon aufgegeben. Ob die etwas größeren Kutter am Horizont mehr Erfolg haben, versuche ich zu fragen.  Don't know!
Eine der ersten Dinge, die alle Fischer nach der Nacht auf See machen müssen, ist erstmal ganz ungeniert auf den Strand zu kacken.
Dachte gestern noch, die wirklich vielen Haufen kämen von den Hunden.... Die nächste Flut wird es schon weg spülen, trotzdem eine Sauerei...
Erreiche auch heute nicht das Ende des Sandstrandes, auf der Karte ist er aber fast 10km lang.
Lasse es mir noch etwas in der Sonne gut gehen und schlafe doch wirklich ein. Merke erst am abend, daß ich mich trotz meiner inzwischen guten Grundbräune dabei doch etwas verbrannt habe.
Richtung Stadt geht es erstmal wieder durch die Fischerdörfer.
Einige der Bewohner haben bei der Verarbeitung von Kokosfasern einen Job gefunden. Kokosmatten entstehen auf großen Hand-Webstühlen.

Das Material ist so schwer, dass das Schiffchen mit dem Querseil von zwei Leuten per Hand durch geschossen werden muss.  Die Seile werden natürlich auch gleich in der Fabrik gefärbt.

In einer anderen Manufaktur werden Kokos Fußabstreicher gefertigt.


Selbst der Gummi für die Abstreicher wird in der Fabrik erst hergestellt. Die Maschinen sind schon uralt, aber wohl für die Ewigkeit gebaut....

Kerala ist politisch ziemlich weit Links. Gleich mehrere kommunistische Parteien wetteifern um die Gunst  der Bevölkerung. Das trägt solche Blüten, daß Nachbauten vom Roten Platz auf dem Dorfplatz stehen
und sozialistische Proletenkunst a la Stalin den Straßenrand verunstaltet.
In den Dörfern hat jedes zweite Haus wenigstens  ein Plakat oder eine Fahne mit Hammer und Sichel. Selbst vor den Kirchen macht das keinen halt. An den Straßenkreuzungen stehen Propaganda Hütten.  Als ob das nicht genug wäre, zeigt mir in einer Jutefabrik ein Arbeiter stolz seinen  persönlichen Helden als Profilfoto auf seinem Handy.
Als ich wieder in Alappuzha bin, schau ich mir das treiben auf dem Hauptkanal an.
Eine Brücke über den Kanal in der Nähe des Busbahnhof  ist dazu der mit Abstand beste Platz. Im Minutentakt kommen die vielen Tourenboote zurück, denn bei den nahen Gewitter will niemand in den Backwaters sein. Dann beginnt es auch hier richtig an zu gießen....



Mi. 20.Nov. Backwaters
War gestern abend dann doch nicht mehr allein im Deja Vu und da es sich wieder mal bewahrheitet, dass Backpackers sich wie auf einer am Ameisenstraße bewegen, kenne ich den jungen Portugiesen schon vom Lost Hostel in Goa. Zusammen planen wir endlich meine weitere Reise, denn so einfach weiter  ins Blaue fahren, da könnte mein Flieger in drei Wochen ohne mich mich starten.  So soll's nun ungefähr weiter gehen : morgen früh nach Munnar (Hill Station und Teeanbaugebiet in Südindien) -> Madurai (alte Tempel Stadt , nun doch noch etwas südlicher ) -> mit dem Zug ( ca 2Tage) oder Flieger (3h) nach Khajuraho (Uralter Tempel in Nordindien - ist der mit den Kamasutra Reliefs) -> von dort soll ein Busoperator die Stecke bis Delhi bedienen.  Wie gesagt, das ist der Plan...

Kerala ohne eine Backwaters Tour, das geht nicht. Hunderte private Boote versuchen Touristen zu überreden mit ihnen zu fahren. Trotz des Überangebot, liegen die Preise bei 500rs je Stunde. Ein Bett auf einem Hausboot gibts dann ab 2500rs.


Habe aber schon gestern abend die Jetties, große BusBoote gesehen, die feste Routen abfahren.  So sitze ich kurz nach zehn auf einer Holzbänke und hoffe, dass mein Boot heute noch nicht unter geht.


Keine Ahnung, wohin es fährt, aber bei 16rs bis zur Endhaltestelle kann ich nichts falsch machen.. Es werden 2,5 h Backwaters pur.
Von einer Haltestelle zur nächsten.
Kanäle, die meist 1m höher als die umliegenden Reisfelder liegen.

Die Dörfer dazwischen liegen auf den oft nur 10m breiten Deichen.
 
Die Linien mit den Kokospalmen zeigen die Begrenzung der Wasserstraßen.
Die Touriboote nehmen die gleichen Kanäle sind aber viel schneller. 
Hausboote liegen vor Anker und lassen die Zeit verstreichen. Weiter im Hinterland ein See. Die Reisfelder daneben sind abgesoffen, da ein Deich gebrochen ist.
Wenn das irgendwann repariert ist,  keine Ahnung wie  das Wasser dann wieder abgepumpt werden kann.  Die Einheimischen nennen das hier "Gottes eigenes Land". Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben....



Nach den 2,5h  springe ich, da mein Boot wenden muss,  für 15min an Land. Frisches Wasser und Bananen, mehr brauch ich nicht. Dann geht es, diesmal nur für 12rs zurück.


Jetzt kommen uns auch viele der Touri Boote entgegen.
Nachmittags braut sich wie fast täglich schon wieder ein Gewitter zusammen. Nichts mehr mit Postkarten Backwaters.


In ganz Alpi habe ich nur einen einzigen Hindu Tempel gesehen (Moscheen gibt aber mehrere). Ein angeketteter Elefant muss dort schon Jahre auf dem selben Platz stehen. Das einzige, was er noch machen kann ist immer wieder mit dem Kopf zu wackeln.
Armes Tier...
...Erst als ich im GH bin geht das Gewitter richtig los.

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