21.Nov. Munnar

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Do. 21.Nov.  Munnar
Um fünf klingelt das Handy, eine Stunde später stehe ich schon am Busbahnhof. Täglich gibt es 5 Busse nach Munnar, die Nachtbusse um zwei und vier waren aber auch mir zu früh.  Erst ging es Richtung Kochi, dann über einen Deich, der über Km mit verschließbaren Stahltore das Meer vom Backwaters trennt.

Alles ist so üppig grün. Kein Haus in den Dörfern, das nicht  unter einem Blätterdach steht.  Annanasfelder und Bananenhaine. Kautschuk Wälder, Palmen  und natürlich Reis....
Langsam beginnt die Straße zu klettern und sich durch dichten Dschungel zu winden. 
Die ersten Wasserfälle schießen herab.
Dazwischen wenige Städte. Eine fast makellose Asphaltstraße. Wenn ich nicht wüßte,  daß der auseinander zu brechen drohende Bus mich für 2€  in den nächsten 6h in die Berge von Kerala fahren würde, würde ich nicht mehr glauben in Indien zu sein.

Mein Hostel liegt 12km vor Munnar. 12km, das kann in den Bergen ziemlich weit sein. Auf dem Navi nähert und entfernt sich die Busroute  immer wieder von den GPS Koordinaten des Hostel. Als wir plötzlich nur noch 700m davor sind..., den Bus stoppen und raus. Das Dorf  hat eine ganze Reihe Geschäfte und Lebensmittelstände.  Was will ich mehr. Zu den 700m kommen aber nochmal 100m steiler Anstieg  auf einer Schotterpiste.
Mein Bett ist schon frei und frisch bezogen.

Das ist in Indien eher die Ausnahme. Der Mann an der Rezeption war vor einem halben Jahr als Backpacker in Dresden, Berlin und Hamburg.  Nächstes Jahr will er nach Südamerika. Reisen verbindet.
Eine Stunde später erstmal was essen und dann laufe ich schon wieder Richtung Munnar.

 Die Gegend  hier ist eine Top Urlaubsregion für Inder. Was denen aber angeboten wird, beschränkt sich auf die Unterkünfte und jede Menge Jeep-Safaris. Laufen wie mich sehe ich niemanden.
5km hinter meinem Dorf die ersten Teefelder.




Das Bergpanorama geht bis in die tiefen Wolken. Am Rand der Plantagen blühen Weihnachtssterne und ! unser Hollunder. Sechs Monate zu früh oder auch zu spät....
 Dann gelingt es der untergehenden Sonne doch noch die Teeplantagen zu erleuchten.


 Als ich mein Dorf wieder erreicht habe ist tiefste Nacht.

Fr. 22.Nov Munnar
Will heute, da ich gestern abend nur den halben Weg geschafft hatte, endlich nach Munnar um dann zurück zu laufen.  Der erste Stopp ist aber gleich ein Hindu Tempel neben meinem Hostel.  Muß  schon ein besonderer Tempel sein, dann es kommen sogar Pilger mit Kleinbussen, aber natürlich noch nicht jetzt um sieben am Morgen...
Einer der Priester träumt davon in Deutschland zu arbeiten, hat aber keine Ahnung von Deutschland. Auch anderswo, wenn ich erzähle, das ich aus Deutschland komme, höre ich nur noch Schwärmereien  (oder werde auf Hitler angesprochen...).
Jedenfalls bekomme ich für heute meine persönliche Unterstützung der Hindu Götter zugesagt und mein Tika auf die Stirn.
Fast alle Busse, die hier Richtung Osten fahren, stoppen in Munnar. So warte ich ich nicht mal 10min. Nach 10km ein Wasserfall, den heb' ich mir aber für den Rückweg auf.
Auf dem Markt

von Munnar verkaufen auch Frauen naher Bergvölkern ihr Gemüse. Als müßte es ihr Erkennungszeichen sein, sind ihre Zähne von dauernden Betelnuss kauen völlig kaputt und der rote Betel-Saft läuft ihnen aus den Mundwinkeln. Ist von Myanmar bis Malaysia immer das gleiche Bild.
Bin auch in der Stadt um meine Weiterfahrt zu organisieren. Einen direkten Bus nach Madurai gibts es leider nicht, aber über einen Umsteigepunkt 80km von hier sollte es klappen.
Munnar ist nicht nur Tee Zentrum,  überall wird auch "Hand Made" Schokolade verkauft.

Hatte gestern aus dem Bus  schon Kakaobäume gesehen, war mir aber da noch nicht ganz sicher. So gönne ich mir einen Mix aus verschiedenen lokalen  Schokoladen, zum Teil mit Mandeln und Nüssen und auch fast reinem Kakao. Auch wenn der Kakao nicht so fein wie in Europa gemahlen ist, schon die Story, das die Schoten um die Ecke wachsen macht schon  das besondere.
Am Stadtrand das Krankenhaus. Bei uns unvorstellbar, hier kann ich einfach so mal in die Intensivstation reinschauen.
Versorgt und bekocht  werden die Patienten sowieso von den Angehörigen. Im Wartebereich Formalingläser mit entfernten Organen und Föten....
Munnar ist doch noch nicht die Hillstation. Die ist noch mal 12 (oder 30km?) weiter entfernt.
Probieren einfach, wie weit ich komme...
Nach einer Stunde weiß ich, das es aber viel Interessanteres gibt. Ein Dorf von Teepflückerinnen beginnt eine Plantage abzuernten.


Wenn die Teeblätter der Teefelder hellgrün sind, sind diese jungen Blätter bereit zur Ernte, darunter liegen die alten dunklen Blätter, die den Teebaum am Leben erhalten.  Die alten Teebäume sind doch ziemlich struppig und die Frauen schützen sich vor zu vielen Kratzern mit dicken Sackleinen.
Die jungen Blätter werden eigentlich nicht gepflückt, sondern mit einer Heckenschere abgeschnitten und fallen dann gleich in einen  an der Schere befestigten Auffangsack. ..
Für die Hill-Station ist es jetzt schon zu spät,  aber die Karte zeigt noch einen Aussichtspunkt und den Honey Tree. Letztere ist wirklich ein Honigbaum
voller Bienenwaben und die müssen schon ewig in den Ästen hängen, denn selbst mein Oruxmap kennt den Baum.
Auf dem Rückweg nach Munnar bekomme ich noch eine Einladung einer muslimischen Familie (heut' ist ja Freitag) mit ihnen zu picknicken. Leider muss ich mich mit ihnen zum Schluß  wegen ihren Plastikmüll streiten und sammle den dann sogar ein um ihn in meinen Rucksack wieder zurück zu nehmen. Sie fahren voller Unverständnis mit ihrem Auto weiter...

Mit dem Wasserfall wird es wegen den einsetzenden Regens dann doch nichts mehr.

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