23. - 25. Nov. Madurai


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Sa. 23.11. Madurai

Liege wieder mal in einem neuen   "The Lost Hostel" auf dem Bett, diesmal aber im Bundesstaat Tamil Nadu, im äußersten Südosten Indiens. Nach dem üppigen Grün der letzten 2 Wochen ist es nun östlich des Westghats Gebirge deutlich trockener und staubiger.
Trotz zweimaligen Umsteigen war die Fahrt nach Madurai ein  Leichtes. Obwohl ich erst an der falschen Bushaltestelle gewartet hatte und dann noch rennen mußte um den Bus doch noch zu erreichen, war dann die Fahrt durch die bis 1600m hohen Ghats ein Traum. Natürlich weitere Teefelder,
weiter oben, schon fast in den tiefen Wolken Wälder mit riesigen Bäumen,
Wasserfälle ohne Ende


und nach den Ghats mit Morgennebel gefüllte Täler und aus den Wolken schauende Berggipfel.
Aber auch neben der Straße gab es so mancher Schnappschuss.





.. da mein Hostel nur 3km von dem Haupttempel der Stadt entfernt ist, mache ich noch am Nachmittag den ersten Erkundungsgang.
Bekomme natürlich mit meinen kurzen Hosen keinen Zutritt.  Gut, daß das mir schon heute passiert ist. So mache ich mich auf die Suche nach einem Reisebüro. Deren Einkommen besteht oft darin, im Dschungel des indischen Bahn- Fahrkarten Systems doch Tickets an Wartelisten vorbei und unter fiktiven Namen zu beschaffen. Viele der Tickets werden von einer Ticket Mafia schon 3 Monate vorher reserviert und verschwinden damit für den freien Verkauf. Vielleicht sind die Travel Agents auch Teil dieser Mafia. Was  soll ich sagen, ich habe mein Ticket.
Dienstag , kurz nach Mitternacht geht es im 6 Mann Abteil auf  die Reise nach Jhansi, ca 2500km nördlich von hier und nur noch 350km von Delhi entfernt. Musste dann ca 30€ für meinen AirCon Platz bezahlen. Denke, das ist OK für 2 Tage Zug fahren...
Im Hostel hat einer der japanischen Gäste zu viel  gekocht. So gibt's heute für die nur 5 Backpacker Gemüsesuppe mit in Öl gebackene Kartoffeln. Danach klimpere ich noch was auf der hauseigenen Gitarre, bevor es ans bloggen geht.


So. 24.Nov.
Was ist das? Tiefe Wolken und ein leichter Nieselregen. Also noch einen Kaffee und noch einen, bis wenigstens der Regen aufhört. Der antike Minakashi Tempel beherrscht  die Altstadt. Die Anlage ist ca 200m x 200m groß  und hat 4 Haupttürme und noch 'ne Menge weiterer Türme mit tausenden bunter Gottheiten. 50% der Besucher sind wirklich männliche Pilger und man erkennt sie ihren schwarzen Wickeltüchern.
Absolutes Foto und Handy Verbot im Tempel. Selbst meine heute 6/8 langen Hosen sind noch nicht lang genug, aber mit einem zusätzlichen Tuch werde ich akzeptiert. Natürlich versuche ich wenigstens das Handy mit hinein zu schmuggeln, werde aber bei der Körpervisitation  dabei erwischt.(Militär  mit Maschinenpistolen sichert zusätzlich den Eingangsbereich). Also auch das Handy ab ins Schließfach. Das Innere des Tempel besteht aus einem heiligen See und darum 10m hohen Säulenhallen.  Der Pilgerbereich ist  dann aber nur für Hindus erlaubt. Die Menschenschlange dort hinein ist riesig und ich schätze, dass die Pilger über eine Stunde auf ihr Gebet warten müssen.
Es gibt einen Kuhstall und einen Bereich, in dem Priester Gebetsutensilien wie leere Meeresschnecken mit Wasser füllen oder Schalen mit Reis, Blumen und süßen Brotteig bestücken. Für die wenigen Hindus, die die Wartezeit nicht auf sich nehmen, praktizieren Priester die wahrscheinlich "kleine Prozession" . Die darf auch ich mir ansehen. Unter andauernden Gebetsgemurmel werden die Pilger mit Reis beworfen und mit dem Wasser frisch geknackter Kokosnüsse bespritzt. Werden mit Blüten beworfen und müssen sich im Kreis drehen. Zum Schluss wandert alles in die Tonne.
Neben der Priestern und Pilgern gibt es im Tempel Händler, die  an ihren Ständen alle möglichen Götterbildern , Plastik Armbändern und all den Touristenkram verkaufen.
(...da ich keine Bilder habe, hier der Wiki link...)
Um den Tempel ist das Händlerheer natürlich um ein vielfaches größer
So wird Zuckerrohrsaft mit Zitronen-, Ingwergeschmack gepresst.


und die Pilgerschar muss natürlich auch verköstigt werden.

Um den geschlossenen Haupttempel gibt es überall noch kleine Nischen, die mit Göttern besetzt sind. 
So ziehe ich meine Kreise in immer größeren Abstand, bis ich auf eine Hochzeitsgesellschaft stoße.


Muß  natürlich als Gast mit auf eines der vielen offiziellen Hochzeitsbilder, dafür bekomme ich danach südindischen Hochzeitsessen auf Bananenblatt...

Im nördlichen Teil der Stadt soll ein Gandhi Museum und einige weitere Tempel sein, nur ist das auch das Gebiet einer aggressiven Bettel -Kindergang. Als Ausländer bin ich in einer Gasse sofort von 10 bis 14 jährigen umlagert.

Sie hatten wohl nicht meine Reaktion erwartet und bewerfen mich dann aus Abstand mit Steinen. Als mehrere  Erwachsene Inder eingreifen, ergreifen sie die Flucht. Sowas ist mir auf meinen Reisen bisher noch nirgends passiert.  Lasse Gandhi  Gandhi sein und statte anstelle des Museums den Waschfrauen am Fluß einen Besuch ab...
Auf dem Rückweg inspizieren ich den Bahnhof und kontrollieren ob die Zugnummer für morgen auch auf dem Fahrplan steht. Den 12651 gibt es wirklich und er kommt hier auch jeden So. und Di. nachts vorbei.
Nach ein paar Minuten Sonne beginnt es wieder zu regnen.


  Laufe zurück ins Hostel nicht ohne mir vorher endlich wieder mal eine anständige Frisur zu holen....

Mo.25.Nov. Nur noch 2 Wochen Indien.
Schaue mir nochmal mein Bahnticket an. Es endet in M Nizamuddin. Das Reisebüro hat gesagt, daß das nur eine Station hinter meinem Jhansi sei. Stimmt, nur diese nächste Station liegt aber schon 6h weiter in einem Stadtteil von Delhi.  
Was soll's... 



Mein letzter Tag hier wird  sehr relaxed - oder auch  ein fauler... Endlich nehme ich mir mal die Zeit die peinlichen Rechtschreib-, Tipp- und Autokorrekturfehler  im Blog zu korrigieren, gebe es aber schnell auf.  Muss selber staunen, was ich in  den bisherigen 12 Wochen so alles erlebt habe. Gegen Mittag flansche ich das Tele auf die Kamera. Habe mir nichts konkretes vorgenommen, aber es gibt bestimmt interessante Gesichter in der Stadt zu finden. Das fängt schon in der Nähe um mein Hostel an. Hier leben viele Muslime und Christen. Es ist ärmlicher, aber grüner und auch schmutziger als in der Stadt.


Nach 3h bin ich dann doch wieder am Minakashi Tempel angekommen.

Habe seit paar Tagen feststellen müssen, dass das indische Eis eigentlich ganz lecker ist. Mann sollte aber die Verpackung anfühlen, ob es schon mal aufgetaut war und dann in andere Form wieder eingefroren wurde.Ein kleines Vanilleeis mit Schokohülle gibt es schon ab 10rs, mit echten Schokoladenkern in der Mitte kostet es grad mal 30rs. So hangele ich mich von Kühltruhe zu Kühltruhe und brauche mal nicht das frittierte süße Zeug essen. Für mich ist die nordindische Küche eindeutig die schmackhaftere.

Kurz vor dem Hostel noch eine wilde hinduistische Prozession. Wie verrückt tanzen dabei Jugendliche , angefeuert durch Trommeln auf der Straße.

Mache mich in aller Ruhe für die lange Reise fertig. Hatte fast vergessen den MP3 player nach dem letzten Hörbuch wieder aufzuladen, habe aber auch etwas zum lesen dabei. (Ein Buch übers nichts tun von Björn Kern - vielleicht lerne ich es doch noch irgendwann) . Selbst mein T-shirt hat noch schnell  eine Wäsche bekommen. Unter den 2 großen Deckenventilatoren im Zimmer ist das in einer Stunde wieder trocken...



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